Nach plötzlichem Rückzieher: Attila Hildmann wirft Xavier Naidoo „ekelerregenden Verrat“ vor

In den vergangenen Jahren fiel Xavier Naidoo (50), insbesondere durch Verschwörungstheorien und Rechtsextremismus als durch neue Songs auf. Nun kam ein überraschend plötzlicher Rückzieher, mit dem die allerwenigsten gerechnet hatten – wohl auch Attila Hildmann (40) nicht.
Update, 17.10 Uhr - Querdenker Hildmann wirft Naidoo „ekelerregenden Verrat“ vor
Nachdem Xavier Naidoo mit seiner öffentlichen Entschuldigung ganz Deutschland überrascht hatte, meldete sich nun auch Attila Hildmann über seine Homepage zu Wort, der not amused über den Vorstoß des „Söhne Mannheims“-Sänger ist. In einem Sprachmemo machte er zunächst darauf aufmerksam, dass die Aussagen des Musikproduzenten rund um den Ukraine-Krieg genauso von „Böhmermann, Hofreiter, Baerbock, Scholz“ stammen könnten. Für den Verschwörungstheoretiker sei der Krieg nämlich „inszeniert“, aber darum gehe es überhaupt nicht.
Viel mehr fällt ihm auf, dass Xavier Naidoo „plötzlich komplett auf BRD-Linie“ ist und die Distanzierung von seiner Telegram-Gemeinschaft ein „Dolchstoß“ sei , so Hildmann. Der einzig logische Grund für den seiner Meinung nach „ekelerregenden“ Rückzieher könne nur lauten, dass „wahrscheinlich ein paar Konzerte anstehen oder irgendwelche Shows und er damit versucht seinen Ruf geradezurücken“. Hildmann weiter: „Xavier Naidoo ist jetzt brav geworden. Er möchte zurückkommen und seinen Weg zurück in die kranke, völlig geistesgestörte Gesellschaft ebnen. Respekt: null.“
Der Verschwörungserzähler verriet auch, dass er einst sehr viel von Xavier Naidoo hielt: „Hier ist gerade ein ganz Großer eingeknickt, von dem ich eigentlich einiges gehalten habe.“ Natürlich fragen sich einige, wieso Attila Hildmann seinen Kommentar lediglich über seine Homepage der Öffentlichkeit vorgetragen hat. Laut dem „RTL-Verifizierungsteam“ sind „seine alten Verbreitungswege vonseiten der Plattformen eingeschränkt oder gar komplett geschlossen“, wie zum Beispiel sein Telegram-Kanal mit 35.000 Abonnenten.
Zudem musste er seine Webseite neu aufbauen, da „Anonymous“ diese im letzten Jahr samt Hoster gehackt hatte. Verifizierungsexperte Andreas Greuel konnte aber jedoch bestätigen, dass die Aufnahmen Attila Hildmann zugeordnet werden können, da die „Aussprache, Tonalität, Wortwahl im Vergleich mit bekannten Aussagen übereinstimmen“.
Erstmeldung
Berlin – Statt durch musikalische Erfolge war Sänger Xavier Naidoo in der Vergangenheit immer mehr durch obskure Verschwörungstheorien und der Verbreitung von rechtem Gedankengut in die Öffentlichkeit geraten. Mit einer überraschenden Videobotschaft auf YouTube gab er am Dienstag (19. April) nun zu, dass er sich in Verschwörungserzählungen verrannt habe.
„Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage“, sagte der 50-Jährige in dem etwas mehr als dreiminütigen Video, das mit dem Titel „#OneLove“ auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht wurde. Er sei von Verschwörungserzählungen „geblendet“ gewesen, habe diese nicht genug hinterfragt und sich zum Teil „instrumentalisieren“ lassen. „Das habe ich leider jetzt erst erkannt. Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue“, sagte der aus Mannheim stammende Musiker weiter.
Hintergrund
Xavier Naidoo trat in den vergangenen Jahren mit sogenannten Reichsbürgern auf, verbreitete Theorien der QAnon-Bewegung und machte umstrittene Äußerungen zu der Corona-Pandemie. Textzeilen brachten ihm Rassismus-Vorwürfe ein, die der Sänger selbst zurückwies. Gegen Kritik, er stünde rechtsextremen Verschwörungserzählungen nahe, wehrte er sich in der Vergangenheit. Im Dezember 2021 urteilte das Verfassungsgericht in Karlsruhe, dass eine Vortragsrednerin ihn als Antisemiten bezeichnen durfte.
Auslöser des Sinneswandels: Ukraine-Krieg
Xavier Naidoo begründete seinen Sinneswandel nun mit dem Krieg in der Ukraine. Seine Ehefrau komme demnach aus der Ukraine, die Familie lebe dort und auch er sei oft im osteuropäischen Staat. Das „unfassbare Leid der Menschen, die schreckliche Dinge erleben müssen“ haben ihn tief bewegt und letzten Endes zum Nachdenken angeregt.
„Die Welt scheint wie auf den Kopf gestellt und ich habe mich gefragt, wie es so weit kommen konnte“. Er habe viel mit Betroffenen gesprochen – und sich kritischen Fragen zu Äußerungen von sich stellen müssen, wofür er sehr dankbar sei. „Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe.“ Ihm sei bewusst geworden, dass er seine Familie, Freunde und Fans, die ihn verteidigt haben, mit „verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe, für die ich mich entschuldigen möchte“, sagte Naidoo.
Späte Einsicht oder nur Augenwischerei?
Ob es nun späte Einsicht oder nur Augenwischerei ist, lässt sich schwer beantworten, da man auch nicht erfährt, um welche Aussagen und Handlungen es sich genau handelt. Wie die Reaktion der Fans und der Öffentlichkeit ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Allerdings hat der Komponist die Kommentarfunktion unter seinem Video auf YouTube deaktiviert.
mck/dpa