So verläuft Kunzendorfs Ausstieg

Frankfurt/Main - Der Hamburger Ermittler Batu wird erschossen, Carlo aus München wirft den Job entnervt hin. Andere verschwinden irgendwann einfach. Nina Kunzendorfs Abgang ist hingegen ganz gewöhnlich.
Der Abgang der extrovertierten, mitunter großspurigen hr-„Tatort“-Kommissarin Conny Mey (Nina Kunzendorf) ist leise und ziemlich einsam. Zurück bleibt ihr Kollege Frank Steier (Joachim Król) - ratlos und vor allem melancholisch. „Wer das Schweigen bricht“, heißt die letzte wohl stärkste Folge des ungleichen Frankfurter Ermittlergespanns, die an diesem Sonntag (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird - fast zwei Jahre nach dem Debüt.
Der „Tatort“ habe der Mutter zweier Kinder kaum noch Zeit für andere Filme gelassen, begründete der hr den Ausstieg der 41 Jahre alten Kunzendorf. Ihre Nachfolgerin wird die Theater- und TV-Schauspielerin Margarita Broich. Die erste Folge des neuen Teams soll vom 4. November an gedreht und voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2014 gezeigt werden. Bevor diese zu sehen ist, strahlt die ARD Ende 2013/Anfang 2014 die gerade abgedrehte Solo-Folge mit Król aus. Auch Ulrich Tukur macht als LKA-Ermittler für den hr weiter: Im Dezember 2013 geht er voraussichtlich zum dritten Mal auf Verbrecherjagd, der Dreh der vierten Folge ist für den Juni geplant.
Letzter Einsatz im Jugendgefängnis
Der letzte gemeinsame Einsatz führt Mey und Steier in ein Jugendgefängnis. Es geht - nach einer wahren Begebenheit - um Gewalt, Folter, Drogen und schwere Jungs. Ein 19 Jahre alter Häftling wird tot in seiner Zelle gefunden. Der Libanese wurde allem Anschein nach gefoltert - ihm fehlen acht Zehennägel. Doch wie konnte der Mörder unbemerkt nach dem Schließen in seine Zelle gelangen und wieder heraus kommen? „Wir sitzen nicht in einem Boot“, sagt Steier zum Gefängnisdirektor.
Bei ihren Ermittlungen stoßen die Kommissare auf einen türkischstämmigen Gefangenen, dem auch acht Zehennägel gezogen wurden. Über den Täter sagt er kein Wort. Seine Frau und seine kleine Tochter werden offenbar bedroht, und plötzlich entführt. Kameramann Armin Alker und Regisseur Edward Berger setzten das Drehbuch von Lars Kraume beeindruckend dicht um. Beklemmende und provozierende Bilder - viele davon in echten Gefängnissen gedreht - wechseln sich ab mit einem grandiosen Spiel von Licht und Schatten, von grauem Gefängnisalltag und blendender Sonne. Auch Frankfurt wird kontrastreich in Szene gesetzt.
Die 20 Tatort-Teams im Überblick
Die Kommissare - eigentlich auch wie Feuer und Wasser - sind in ihrer gemeinsamen Dienstzeit zu einem Team geworden, eindrucksvoll gespielt von Król und Kunzendorf. Dem fahrigen Steier mit seinen Alkoholproblem und seinen Schuldgefühlen tut die Gegenwart der forschen Kollegin inzwischen gut. Sie kann mit dem kauzigen Alten umgehen, beeindruckt ihn mit ihren Türkisch-Kenntnissen, tritt dezenter auf und zeigt mehr Tiefgang als bei den vorherigen Einsätzen. Als sie ihrem Kompagnon mit idealistischen Worten ihre Ausstiegsabsichten erklärt, reagiert der Zurückgelassene verletzt und verletzend. „Es passt dem Alten gar nicht, dass Sie gehen“, bringt es sein einziger Freund auf den Punkt; und lässt - weil todkrank - ahnen, wie einsam Król in seinem Solo-Einsatz agieren wird.
dpa