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Das streng geheime Leben eines vergessenen Helden

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Von: Ulrike Frick

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"The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben" ist eine gelungene Filmbiografie eines vergessenen Weltkriegshelden - und heißer Anwärter bei der diesjährigen Oscarverleihung. Die Kritik:

Großbritannien 1939: Der britische Geheimdienst beißt sich die Zähne am Verschlüsselungscode für Nachrichten der deutschen Wehrmacht aus. Bis der junge Mathematiker Alan Turing (Benedict Cumberbatch) zu dem Wissenschaftler-Team stößt, das in Bletchley Park damit beschäftigt ist, der Enigma-Chiffriermaschine ihr Geheimnis zu entlocken. Turing, so verschroben im Umgang mit Menschen wie genial im Umgang mit Zahlen, erfindet schließlich eine Maschine, die nach dem ersten Tagesbefehl der Deutschen den täglich wechselnden Code errechnen kann. „Christopher“ nennt er die turnhallengroße Apparatur, nach seinem Vertrauten aus Jugendtagen.

In Rückblenden erzählt der norwegische Regisseur Morten Tyldum parallel von den prägenden Jugenderlebnissen des zart besaiteten Außenseiters, den Quälereien der Mitschüler im Internat und seiner aufkeimenden Homosexualität. Letztere beziehungsweise deren unerbittliche aber erfolglose Verleugnung und die Verhaftung wegen Unzucht nach Kriegsende bilden neben dem Enigma-Code den zweiten Schwerpunkt dieser rundherum gelungenen Filmbiografie.

Die Kamera bleibt bei allen Szenen, egal ob es sich um die Tüfteleien der jungen Männer in Bletchley Park, das anschließende Tanzvergnügen oder die Schulerinnerungen handelt, bewusst distanziert und unsentimental. Allein in Turings letzter Lebensphase, als er Anfang der Fünfzigerjahre in Schimpf und Schande allein zuhause sitzt, den Professorenposten in Oxford verloren, mit Östrogenen vollgepumpt, mit denen man ihn von seiner angeblichen „Krankheit“ heilen will, dem Wahnsinn nahe, da rückt die Kamera endlich näher heran. Da verändert sich auch das Licht und rückt den Menschen fest in den Mittelpunkt, der erst 2009 von Premierminister Gordon Brown rehabilitiert wurde.

Die breite Öffentlichkeit wusste nichts von ihm. Unter Wissenschaftlern und PC-Freaks aber war Turing, einer der Väter des modernen Computers, niemals in Vergessenheit geraten. Das belegt allein die Legende vom angebissenen Apfel, den man 1954 neben Turings Leiche fand und der als Logo in der Computerbranche heute weltweit bekannt ist.

von Ulrike Frick

„The Imitation Game“

mit Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Mark Strong. Regie: Morten Tyldum. Laufzeit: 114 Minuten.

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