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"Exit Marrakech": Liebeserklärung an Marokko

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Sie haben sich am Anfang ihrer Reise nach Marokko wenig zu sagen: Vater Heinrich (Ulrich Tukur) und sein Sohn Ben (Samuel Schneider, vorne). © Frizzi Kurkhaus/StudioCanal

München - Nach ihrem Oscar-Erfolg „Nirgendwo in Afrika“  erzählt Caroline Link in ihrem neuen Film „Exit Marrakech“ die Annäherung zwischen einem Vater und seinem oft vernachlässigten Sohn.

Der sechzehnjährige Internatsschüler Ben (Samuel Schneider) muss die Ferien bei seinem Vater (Ulrich Tukur) verbringen, den er kaum kennt: Der bekannte Theaterregisseur hat die Familie vor langem verlassen. Entsprechend kühl fällt das Wiedersehen aus. Der Papa organisiert in Marokko ein Theaterfestival und kümmert sich kaum um Ben, der nach den ersten Reibereien mit dem distanziert-intellektuellen Vater flüchtet und das wahre Marokko entdecken will.

Über ein Jahrzehnt nach ihrem Oscar-Erfolg „Nirgendwo in Afrika“ kehrt die Münchner Regisseurin Caroline Link wieder auf den Kontinent zurück. Schon damals bestach ihre Arbeit durch die atmosphärisch ungemein dichte Stimmung, die ihre Bilder erzeugten. Auch in „Exit Marrakech“ ist die Kameraarbeit von Bella Halben bestechend. Die Musik von Niki Reiser unterstreicht das Geschehen elegant. Es gelingt Link, dass der Zuschauer glaubt, die arabische Welt mit ihren Farben und Gerüchen einatmen zu können. Ihre Liebeserklärung an Marokko überzeugt immer dann am meisten, wenn sie die Formatvorlage des Roadmovies verlässt und in konzentrischen Bahnen um ihre Protagonisten kreist: Wenn Ben seine Nase aus dem Hotel hinaus und in den fremd anmutenden nordafrikanischen Wind hängt und die junge Prostituierte Karima (Hafsia Herzi) kennenlernt. Wenn er bei Karima zuhause zu Besuch ist. Wenn der Vater übellaunig aufbricht, seinen abtrünnigen Filius aus der Wildnis zurückzuholen – und aus dem Kurzausflug eine Reise auf Leben und Tod wird.

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Sobald sich Link mit dem Einzelnen beschäftigt, der die Reste seiner längst zerschmetterten Existenz zusammensammelt, wie es der Maler Max Hollander (Josef Bierbichler) in ihrem „Im Winter ein Jahr“ versuchte, sind ihre Filme großartig. Von einer im deutschen Kino selten zu findenden Nähe und Intensität. Auch in „Exit Marrakech“ finden sich diese intensiven Szenen, die einem den Atem rauben, Vertrautes neu beleuchten und Verkrustungen aller Art aufbrechen. Viele dieser Szenen bestreitet der angenehm zurückgenommene Ulrich Tukur alleine und mit Bravour. Aber es gibt dazwischen gestreut leider auch ein paar holzschnittartige Dialoge, die einen in ihrer platten Schlichtheit einfach nur enttäuschen. Schade.

von Ulrike Frick

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