Nach Kerner- und Pocher-Flop: Sat.1-Chef geht

München - Der Sat.1- Geschäftsführer Guido Bolten geht: Johannes B. Kerners Magazin brachte nicht den gewünschten Quoten-Erfolg, auch Oliver Pochers Late Night Show kam bei Sat.1 nicht in Fahrt.
Jetzt verlässt Geschäftsführer Guido Bolten (48) nach nur 14 glücklosen Monaten Tätigkeit den Sender. Andreas Bartl (47), in der ProSiebenSat.1 Group als Vorstand für die German Free TV zuständig, wird seine Aufgaben vorerst übernehmen. Bolten werde der ProSiebenSat.1 Group als Berater verbunden bleiben, teilte die Holdinggesellschaft German Free TV am Mittwoch in München mit.
Oliver Pochers fieseste Sprüche
Bolten legte gleich nach seinem Arbeitsbeginn am 1. Dezember 2008 Tempo vor: Er baute den Montagabend um, er verpflichtete Oliver Pocher als neuen Late-Night-Moderator, er lotste das ZDF-Gesicht Johannes B. Kerner als Fußballreporter und Magazinmacher zu Sat.1 und schickte die neue tägliche Serie “Eine wie keine“ an den Start - doch mit allen Ideen hatte er Pech: Die neuen Formate blieben deutlich unter dem Quotendurchschnitt des Senders. Lediglich die wiederbelebte Marke “ran“ funktionierte - aber Fußball wird eh geguckt.
Bolten war seit 1997 unter anderem Geschäftsführer bei Kabel eins und ProSieben-Chefredakteur. Mit 10,8 Prozent Jahresmarktanteil blieb Sat.1 im vergangenen Jahr in der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer hinter den Erwartungen. “Sat.1 ist unser wichtigster, weil in der Zielgruppenansprache breitester und damit auch umsatzstärkster Sender“, sagte German-Free-TV-Vorstand Bartl. “Verlässlichkeit sowie das Vertrauen unserer Zuschauer und unserer Werbekunden haben höchste Priorität. Deshalb werde ich den Sender bis auf weiteres persönlich leiten.“ Bolten habe einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung der Senderfamilie geleistet.
Aber nicht nur beim Sender Sat.1, auch in der ProSiebenSat.1 Group insgesamt (mit ProSieben, Kabel eins und N24) hat Bartl weitere Veränderungen vorgenommen. Die TV-Managerin Katja Hofem-Best (39) wird als “Senior Vice President“ für den Bereich Factual, also für die Entwicklung von Dokusoaps und ähnlichen Stoffen, verantwortlich sein. Hofem-Best, früher unter anderem Unterhaltungschefin bei RTL II, bleibt weiterhin nebenbei Senderleiterin des Kanals FEM-TV. Jobst Benthues (40) wird mit gleicher Amtsbezeichnung (“Senior Vice President“) verantwortlich sein für den Bereich Unterhaltung. Er bleibt nebenbei Chef seiner Produktionsfirma RedSeven Entertainment.
Der bereits zusammengelegte Fiction-Bereich wird zukünftig komplett Joachim Kosack, der sich “Senior Vice President Fiction“ nennt, unterstehen. “Die bessere Koordination und Abstimmung unserer Marken- und Programmstrategien sowie der Programmplanungen waren ein wichtiger Grundstein für die erfolgreiche Performance der Senderfamilie im vergangenen Jahr“, sagte Bartl. “Die Zentralisierung der Entertainment- und Factual-Bereiche unter dem Dach der German Free TV Holding ist die konsequente Fortführung unserer erfolgreichen Strategie, Kompetenzen zu bündeln, das Know-how zu konzentrieren, die Sender weiterzuentwickeln und die Qualität unserer Programme weiter zu verbessern.“
dpa