ARD-Kult „Großstadtrevier“: Jetzt startet die letzte Staffel mit Jan Fedder
Die beliebte NDR-Vorabendserie „Großstadtrevier“ geht in die nächste Runde und dürfte so manchen Tränen in die Augen treiben. Denn es ist die letzte mit Jan Fedder als Dirk Matthies.
- Neue Staffel Großstadtrevier startet
- NDR-Serie: Zum letzten Mal Jan Fedder
- Vorabendserie in der ARD
Zum Abschied gab es einen Knalleffekt. Seit 1986 wurde die Vorabendserie „Großstadtrevier“ im selben Gebäude produziert, in Hamburg-Bahrenfeld in der Mendelssohnstraße, zeitweilig parallel zum NDR-„Tatort“, für den damals noch Manfred Krug und Charles Brauer in die Kommissarsrollen schlüpften. Die Kündigung des Mietvertrages machte einen Umzug erforderlich. Um den geografischen und auch gestalterischen Neubeginn im Erzählkosmos zu verankern, entschied sich das Produktionsteam für eine radikale Lösung: Ein Straftäter zündet im 14. Polizeikommissariat eine Bombe. Kein Terroranschlag, so großspurig treiben es die Autoren dieses eher realitätsnahen Serienklassikers nicht, sondern ein Racheakt.
Jan Fedder im Großstadtrevier: Bange Zuschauerfragen
Aufgestört fragten zahlreiche Fans der Serie unter anderem auf der ARD-Webseite, ob das „Großstadtrevier“ fortgesetzt werde. Die beruhigende Antwort: eine Absetzung stand nie zur Debatte. Dies und vieles mehr verraten die Verantwortlichen in dem Hintergrundbericht „Großstadtrevier – Eine Serie zieht um“, den der NDR am 25. Januar um 23:30 Uhr in seinem Regionalprogramm ausstrahlt. Die Autorin Katrin Hafemann blendet noch einmal zurück zu den letzten Drehtagen in der Mendelssohnstraße. Die Stammschauspielerin Maria Ketikidou geht alte Requisiten und Kostüme durch, zu einigen Stücken werden Ausschnitte aus den betreffenden Episoden eingespielt.
Jan Fedder im Großstadtrevier: Eine dunkle Vorahnung?
Jan Fedder, seit 1992 im Ensemble, fällt der Abschied von der gewohnten Umgebung besonders schwer, und der kernige Hamburger macht kein Hehl daraus. „Wenn wir hier den Laden zumachen“, bekennt er, „dann macht auch in meinem Herz bestimmt irgendwas zu.“ Eine berührende Aussage, weil sie aus heutiger Sicht wie eine dunkle Vorahnung klingt, nachdem Fedder im Dezember 2019 verstorben ist. Seinem Andenken ist diese Reportage gewidmet.
In der 33. Staffel der Serie, die am 27. Januar auf dem traditionellen Sendeplatz im montäglichen Vorabendprogramm beginnt, wird Fedder noch in seiner Rolle als Polizeioberkommissar Dirk Matthies zu sehen sein. Missmutig steht Nestor Matthies im Trubel, der mit dem Einzug in die neuen Räumlichkeiten verbunden ist. Die Handwerker verrichten letzte Tätigkeiten, Umzugskartons blockieren die Wege, die neuen Büromöbel sind noch in Folie gehüllt.
Jan Fedder im Großstadtrevier: Abschied
„Großstadtrevier – Eine Serie zieht um“, Samstag, 25.1., 23:30 Uhr, NDR Fernsehen „Großstadtrevier“, neue Folgen, ab Montag, 27.1., 18:50 Uhr, Das Erste
Um diese Szenen drehen zu können, war viel Vorarbeit nötig. Filmarchitekt Thomas Stromberger entwarf komplett neue Kulissen auf zwei Ebenen. Gebaut wurden die Dekors in einem Atelier von Studio Hamburg. Sie bieten mehr Raum und neue Möglichkeiten für das Kamerateam. Als erster ausnutzen durfte dies der Kameramann und Regisseur Hagen Bogdanski, der für Regisseure wie Florian Henckel von Donnersmarck, Jean-Marc Vallée, Jodie Foster die Kamera führte und mit der Serie „Berlin Station“ auch als Regisseur internationale Erfahrungen sammeln konnte. Katrin Hafemann zeigt unter anderem, wie Bogdanski seine Arbeit aufnimmt und wie kurz vor dem Start noch letzte Anpassungen vorgenommen werden.
Pionierleistungen im Großstadtrevier
Die lange Laufzeit der Serie bringt es mit sich, dass heute Schauspielerinnen und Schauspieler zu sehen sind, die bei der Premiere noch nicht einmal geboren waren. Die Idee zum „Großstadtrevier“ hatte seinerzeit Jürgen Roland, der selbst auch achtundvierzig Folgen inszenierte. Das Kriminalgenre hatte es dem Reporter Roland schon in den 1950ern angetan. In der Reihe „Der Polizeibericht meldet …“ klärte er ab 1953 über Polizeiarbeit und die Maschen von Verbrechern auf und inszenierte in diesem Zusammenhang erste Spielszenen – so etwas wie die Urform der westdeutschen Krimiserie.
In der Reihe „Stahlnetz“ orientierten sich Roland und sein Drehbuchautor Wolfgang Menge nach dem US-Vorbild „Dragnet“ an realen Kriminalfällen. Heute heißt das Subgenre „True Crime“ und wird bisweilen als Novität hingestellt. Das westdeutsche Publikum kennt das Format seit 1958 …
Ein Zuschauermagnet wurde auch das Krimiquiz „Dem Täter auf der Spur“. Roland adaptierte hier ein französisches Format, gab ihm aber als Moderator und Regisseur eine eigene Note. Natürlich inszenierte er auch „Tatort“-Folgen, zudem Kinofilme. Das Krimifestival „Tatort Eifel“ hat seinen Filmpreis nach Jürgen Roland benannt.
Von Harald Keller
Wenn die Fülle der finsteren Fakten hanebüchen wirkt: Die ZDF-Mini-Serie „Die verlorene Tochter“ sieht gut aus, hat aber eine haarsträubende Konstruktion.
Lesen Sie hier die Kritik zum dokumentarischen Spielfilm um einen Ehrenmord: „Nur eine Frau“