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Neue ARD-Krimireihe: "Kripo Bozen"

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Berlin - Venedig, Istanbul, Bretagne - TV-Kommissare des deutschen Fernsehens ermitteln oft in weiter Ferne. Nun gesellt sich ein weiteres Format hinzu:

„Kripo Bozen - Wer ohne Spuren geht“ lautet der erste Fall einer neuen ARD-Krimireihe, zu sehen ist er an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr. Im Mittelpunkt steht Sonja Schwarz (Chiara Schoras), die im Wagen von Frankfurt nach Bozen in Südtirol fährt, ihrem neuen Einsatzort - und dabei flugs einen Audio-Sprachkursus macht: „Bolzano, arrivo!“ („Bozen, ich komme!“).

Zu Beginn singt ein Mädchen ergreifend das alte Tirolerlied: „Liebe Mutter sei so gut, schick' mir einen Tirolerhut. Nicht zu groß und nicht zu klein, denn zur Hochzeit soll er sein.“ Dazu allerdings sollte es nicht mehr kommen, wie man später erfährt: Das Mädchen verschwand vor 15 Jahren spurlos, und nun wird ihr Skelett (samt Amulett) durch Zufall gefunden, als Sonja gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Kerschbaumer (Hanspeter Müller-Drossaart) einen alten Lastwagen mit syrischen Flüchtlingen an Bord verfolgt.

"Das geheimnisvolle Amulett": Vielschichtiger Krimi mehreren Handlungssträngen

Die Flüchtlinge können zwar zunächst der Polizei entgehen, doch der Skelettfund hält das ganze Kommissariat auf Trab: Sonjas neuer Chef Anton Burger (Götz Burger) kollabiert angesichts des Amuletts; Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab), der übereifrig ermittelnde Sohn des Polizisten, hütet ein Geheimnis; und der aus Bari herbeigeeilte Commissario Matteo Zanchetti (Tobias Oertel) wirbt sogleich heftig um Sonja. Richtig sachorientiert arbeitet hier im Grunde nur eine, nämlich die Pathologin Chiara Bonetti (Marion Mitterhammer).

Und dann gibt es noch die private Seite der forschen Frau Kommissarin: Sonja Schwarz wird von der Ex-Schwiegermutter ihres Mannes Thomas (Xaver Hutter), Katharina Matheiner (Lisa Kreuzer), überaus frostig begrüßt. Die Dame schießt auch künftig Giftpfeile auf Sonja ab. Alle wohnen gemeinsam auf einem völlig überschuldeten Hof, über dem noch immer der Geist von Thomas verstorbener erster Frau weht, und auch Thomas' Tochter Laura (Charleen Deetz) macht Sonja den Neuanfang nicht gerade leicht. Und dann scheint auch noch Thomas selbst in den Fall des verschwundenen Mädchens verwickelt zu sein.

Die neue Kommissarin macht ihre Sache ganz gut, was angesichts der völlig verworrenen Geschichte schon eine beachtliche Leistung ist. Denn es kommen noch ein ermordeter Apotheker hinzu, gestohlene Wäsche und eben die Flüchtlingsfamilie mit zuckerkrankem Sohn - irgendwie ist das alles ein bisschen viel, man blickt kaum noch durch. Die private Seite ist ähnlich verwirrend - die Ehe zwischen Sonja und Thomas ist alles andere als herzlich oder harmonisch, und die böse Schwiegermutter tapert ständig mit biestigem Gesicht durch die Gegend. Die Umgebung immerhin ist wunderschön - gegen den Charme der Dolomiten verblassen sämtliche Klischees, an denen es hier wahrlich nicht mangelt.

Chiara Schoras spielt mit großer Präsenz und Einfühlsamkeit

Chiara Schoras (39) ist zwar gebürtige Norddeutsche, hat aber eine italienische Mama und in Rom studiert. Als Ermittlern hat sie bereits in der RTL-Serie „Countdown“ gespielt, ist aber ansonsten bislang noch in keiner tragenden Rolle aufgefallen. Die Figur der Sonja Schwarz nun spielt sie mit großer Präsenz und Einfühlsamkeit - sie gibt der privaten und beruflichen Isolierung der Figur klare Linien.

Im ARD-Interview sagt Schoras: „Mir hat von Anfang an der mysteriöse Grundton des Drehbuchs gefallen. Sonja stellt schnell fest, dass sie auf immer seltsamere Dinge stößt, so bald sie nur ein bisschen an der Oberfläche kratzt. Das gilt auch für ihre Familie wie zum Beispiel ihre Schwiegermutter, die ihr das Leben zur Hölle macht oder ihren Mann, der ein großes Geheimnis zu haben scheint - dieses konfliktreiche Konstrukt fand ich sofort interessant.“

Ob es dem Zuschauer nun auch so geht, bleibt abzuwarten. Immerhin will die ARD im Programm am Donnerstagabend frische Akzente setzen, mit neuen regional verorteten Krimireihen: „Der Metzger“ (mit Robert Palfrader), „Borcherts Fall“ (mit Christian Kohlund), „Rosa“ (mit Alexandra Neldel), „Sara Stein“ (mit Katharina Lorenz) oder „Die Diplomatin“ (mit Natalia Wörner) - und eben jetzt „Kripo Bozen“. Ob es weitere Folgen davon geben wird, soll allerdings erst nach Ausstrahlung dieses Pilotfilms entschieden werden.

dpa

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