1. rosenheim24-de
  2. Welt
  3. Welt-News

Taliban töten Angehörigen eines Deutsche-Welle-Journalisten

Erstellt:

Von: Markus Zwigl, Martina Hunger

Kommentare

Bild von Taliban
Symbolbild: Taliban © dpa

Die Taliban haben Kabul erobert. Insgesamt konnte die Bundesregierung mittlerweile mehrere hundert Menschen ausfliegen. Jetzt wird auch der Grund für das späte Handeln klar - es lag wohl an der Bürokratie. Alle wichtigen Neuigkeiten zum Afghanistan-Konflikt im News-Ticker.

Update, 19.57 Uhr - Deutsche Welle: Taliban töten Angehörigen eines Mitarbeiters   

Ein Familienangehöriger eines Journalisten des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) ist nach Senderangaben in Afghanistan von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite, berichtete die Deutsche Welle am Donnerstag. Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. „Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht“, hieß es in dem Bericht.

Der Intendant des Senders, Peter Limbourg, sagte: „Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden. Die Taliban führen in Kabul und auch in den Provinzen offenbar schon eine organisierte Suche nach Journalisten durch. Die Zeit läuft uns davon!“

Update, 17.29 Uhr - Deutscher kommt mit SPD-Parteibuch durch Taliban-Kontrolle

Einem Projektmanager aus Kassel ist nach eigenen Angaben dank seines SPD-Parteibuchs die Ausreise aus Afghanistan geglückt. „Das Parteibuch hat mir das Leben gerettet“, erklärte Asib Malekzada am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Aktion hätte aber auch nach hinten losgehen können, sagte der 33 Jahre alte Deutsch-Afghane, der seit seinem zehnten Lebensjahr in Deutschland lebt. Zuvor hatten bereits verschiedenen Medien über den Vorfall berichtet.

SPD-Parteibuch
„Das Parteibuch hat mir das Leben gerettet“, erklärte Asib Malekzada am Donnerstag. © Andreas Gebert/Symbolbild

Er habe seinen Reisepass sowie das SPD-Parteibuch fest mit beiden Händen umklammert gehabt, als er mit seiner Verlobten im Taxi auf dem Weg zum Flughafen Kabul gewesen sei, berichtete Malekzada. „Dokumente wie Reisepass und mein Parteibuch habe ich zum Glück auf jeder meiner Auslandsreisen dabei.“ Die Taliban hätten das Taxi gestoppt und das Paar zum Aussteigen aufgefordert.

Dann habe er all seinen Mut zusammengenommen: „Ich habe das Buch hochgehalten und mich als deutscher Diplomat ausgegeben.“ Die Taliban hätten das geglaubt, keine weiteren Fragen gestellt und ihn mit seiner Verlobten passieren lassen, sagte Malekzada. „Es ist weltweit bekannt, dass sie Analphabeten sind und das Dokument nicht lesen konnten. Es war ein absoluter Glücksfall.“

Inzwischen sind Malekzaba und seine Verlobte in Deutschland. „Wir sind froh, nun endlich in Sicherheit zu sein.“ Einer Hochzeit im Oktober stehe jetzt nichts mehr im Weg, erklärte der Projektmanager. Die militant-islamistischen Taliban haben am Sonntag die Macht in Afghanistan übernommen. Jetzt versuchen Deutschland und andere westliche Staaten, ihre Bürger und afghanische Helfer außer Landes zu bringen.

Update, 16.40 Uhr - Seehofer: Keine Prognose zur Zahl der Afghanistan-Flüchtlinge

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) lässt ausdrücklich offen, mit wie vielen afghanischen Flüchtlinge wegen der Machtübernahme der Taliban zu rechnen ist. „Eine solche Prognose gibt es nicht“, betonte er am Donnerstag in Berlin. Die Bandbreite der Schätzungen gehe von einigen tausend Menschen bis zu einigen Millionen.

Auf dieser Grundlage sei eine verlässliche Prognose unmöglich. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte Seehofer bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs am Montag selber davon gesprochen, dass 300 000 bis fünf Millionen Menschen das Land verlassen könnten.

Update, 16 Uhr - „Tornado des Wahnsinns“: Menschen werfen Babys über Zäune

Das Chaos rund um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul nimmt kein Ende: Straßen sind unpassierbar. Tausende Menschen versuchen auf das Flughafengelände zu kommen. Die CNN-Journalistin Clarissa Ward, die als eine von wenigen ausländischen Journalistin noch vor Ort ist, sprach von einem „Tornado des Wahnsinns“.

Ihr zufolge warfen Menschen sogar ihre Babys über den Zaun, um sie in Sicherheit zu bringen. Die Taliban seien mit Peitschen und Waffen unterwegs, um die Menschen zurückzuhalten, wie focus.de berichtet.

Update, 15.10 Uhr - Bundeswehr: „Dramatische Szenen“ am Flughafen in Kabul

Die Lage am Kabuler Flughafen ist nach Angaben des Bundeswehrgenerals Jens Arlt, der den deutschen Evakuierungseinsatz vor Ort führt, „angespannt“. Es spielten sich „dramatische Szenen ab“, schilderte er am Donnerstag die Situation. Arlt war in einer Online-Pressekonferenz des Bundesverteidigungsministeriums telefonisch aus Kabul zugeschaltet.

„Es ist sehr, sehr turbulent alles“, sagte Arlt. „Sie werden vielleicht den einen oder anderen Schuss im Hintergrund hören. Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und auch der Staatsbürger unterschiedlicher Nationen, die einfach versuchen, in den inneren Bereich des Kabul International Airports zu gelangen, das ist schon dramatisch, was wir sehen.“

Der General berichtete von äußeren Kontrollringen der Taliban rund um den Flughafen und Zugängen, die von den USA und andere Nationen besetzt seien. Die Menschen müssten zunächst den Außenbereich erreichen. Es gebe Ausgangssperren in der Stadt, Straßen seien zudem verstopft. Er sprach von Hitze und Staub. Menschen, die in Innenbereich des Flughafens wollten, hätten das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlaufe.

Nach Arlts Angaben versuchen „unterschiedliche Vertreter“ der deutschen Seite, in den Außenbereichen „unsere Leute“ zu finden. „Dann müssen sie wie die Nadel im Heuhaufen versuchen, dort jemanden herauszupicken. Der muss dann auch eine Chance haben, durch diese Massen nach vorne zu kommen, dass sie ihn dann in den inneren Bereich bringen. Das ist die große Herausforderung.“

Update, 12.08 Uhr - Taliban schießen auf Demo – mehrere Tote

In der Stadt Asadabad in der Provinz Kunar sind nach Angaben eines Augenzeugen mehrere Teilnehmer einer Kundgebung zum Nationalfeiertag getötet worden. Taliban-Kämpfer hätten Schüsse abgegeben. Es sei unklar, ob die Menschen bei einer Massenpanik oder durch Schüsse getötet wurden, sagt Augenzeuge Mohammed Salim der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Kundgebungsteilnehmer hätten die offizielle Flagge Afghanistans geschwenkt. Am 19. August wird in Afghanistan die Unabhängigkeit von Großbritannien gefeiert.

Update, 11.21 Uhr - Afghanistan-Erklärung der Kanzlerin am 25. August

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am 25. August im Bundestag eine Regierungserklärung zur Lage in Afghanistan abgeben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen. In einer Sondersitzung will das Parlament an diesem Tag über das Mandat für den Bundeswehr-Evakuierungseinsatz beraten und beschließen, dass das Kabinett am Mittwoch verabschiedet hatte. In der Sitzung geht es unter anderem auch um die Hilfen für die Hochwassergebiete.

Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban hatte der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in den vergangenen Tagen nach einem chaotischen Start Fahrt aufgenommen. Die Opposition wirft der Bundesregierung Schönfärberei und Versagen bei der Lageeinschätzung in den vergangenen Wochen vor.

Update, 10.25 Uhr - Taliban rufen zum Verlassen des Flughafens auf

Die Taliban rufen verzweifelte Afghanen dazu auf, den Flughafen von Kabul zu verlassen. „Wir wollen niemanden am Flughafen verletzen“, zitieren internationale Medien einen Sprecher der islamistischen Miliz übereinstimmend.

In den Tagen seit Sonntag sind auf dem Flughafengelände und in dessen Nähe insgesamt zwölf Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben eines Nato-Sprechers seien die Menschen entweder erschossen oder totgetrampelt worden. Immer wieder kam es zu Schusswechseln zwischen Taliban-Kämpfern und der US-Armee, die den Flughafen derzeit noch besetzt hält.

Update, 9.03 Uhr - Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 200 Menschen aus Kabul

Die Bundeswehr hat mehr als 200 weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht. Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete am Donnerstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.

Update, 7.15 Uhr - Aus Afghanistan Geretteter berichtet von Toten und Schüssen

Aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen haben nach ihrer Landung in Deutschland von schlimmen Erlebnissen und chaotischen Verhältnissen am Flughafen in Kabul berichtet. Ein Passagier sagte am frühen Donnerstagmorgen am Frankfurter Flughafen, er habe Tote gesehen und Schüsse gehört. „Es ist schrecklich“, sagte Mahmud Sadjadi. „Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Nur Chaos“, beschrieb er die Zustände in Kabul. Der Mann aus dem Westerwald war zuvor mit einem Evakuierungsflug der Lufthansa aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Frankfurt geflogen worden.

Ankunft Evakuierter aus Afghanistan
Mahmud Sadjadi (M) aus dem Ort Berod im Westerwald berichtet am frühen Morgen auf dem Frankfurter Flughafen den Medienvertretern von der Situation in Kabul und seiner Reise nach Deutschland. © Frank Rumpenhorst/dpa

Sadjadi, der sich drei Wochen in Kabul aufgehalten hatte, bestätigte das, insbesondere am Flughafen der afghanischen Hauptstadt sei es gefährlich. „Man muss beispielsweise auch durch eine Barriere der Taliban durchgehen.“ Afghanische Sicherheitskräfte hätten geschossen. Er habe mitbekommen, wie Menschen gestorben seien. Ohne Pass sei kein Durchkommen zum Flughafen möglich gewesen.

Auch der Passagier Sadjadi dankte der Bundesregierung für die Rettung, beklagte aber auch fehlende Informationen. „Es gab keine Informationen, wo wir uns sammeln müssen, wann wir uns sammeln müssen.“ Man sei allein gelassen worden, auf seine Mails habe er keine Antwort bekommen. Andere Länder hätten ihre Leute mit Bussen eingesammelt und zum Flughafen gebracht. „Gott sei Dank ist alles gut gegangen.“

Zwei weitere Maschinen mit 500 Menschen aus Afghanistan gelandet

Am Frankfurter Flughafen sind in der Nacht zum Donnerstag zwei weitere Maschinen mit insgesamt rund 500 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind. Die Flugzeuge - eines von Lufthansa und eines von Uzbekistan Airways - waren wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. An Bord der Lufthansa-Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen, die zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden waren. Im Flieger der staatlichen Fluggesellschaft Uzbekistan Airways saßen laut Auskunft des Flughafenbetreibers etwa 240 Menschen.

Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.

mh/dpa

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion