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Zweithöchste Übersterblichkeit seit 1900: Deutliche Zahlen auch für schwedischen Sonderweg

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Von: Max Partelly

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Symbolbild: Corona-Pandemie
Symbolbild: Das in der Corona-Pandemie errechneten Forscher der Uni Zürich in einer neuen Studie eine Übersterblichkeit, welche im vergangenen Jahrhundert nur durch die Grippe-Pandemie im Jahr 1918 übertroffen wird. © picture alliance/Alissa Eckert;Dan Higgins/Robert Michael (Collage)

Eine aktuelle Studie aus Zürich vergleicht die Übersterblichkeit in der Corona-Pandemie in drei Ländern bis zurück zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Ergebnisse zeigen die Härte, mit der manche Länder - unter anderem auch Schweden, das besonders 2020 für seinen lockeren Sonderweg bekannt war - von der Pandemie getroffen wurden.

Zürich - Immer wieder wird darüber debattiert, wie gefährlich das neuartige Corona-Virus nun tatsächlich sei. Seit Beginn der Pandemie werden stetig Daten zur Übersterblichkeit gefordert, interpretiert und eingeordnet. Oft sind diese auch Teil der Argumentation, weshalb Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen als sinnvoll zu erachten sind oder auch nicht.

Studie vergleicht Übersterblichkeit in drei Ländern über Spanne von über einem Jahrhundert

In einer neuen Studie, welche im Annal of Internal Medicine veröffentlicht wurde, haben Forscher eine Analyse von historischen und aktuellen Daten durchgeführt und die Übersterblichkeit dreier Länder über eine lange Zeit verglichen. Die Analyse stellt die aktuellen Todesfallzahlen den historischen Zahlen gegenüber, welche seit 1877 in der Schweiz, 1851 in Schweden, und 1908 in Spanien erhoben wurden. Das Ergebnis ist eindeutig: Mit der Corona-Pandemie kam es zur zweitgrößten Übersterblichkeit in Spanien, der Schweiz und Schweden im Zusammenhang mit einer Pandemie seit Beginn des 20. Jahrhunderts.

Aber wieso gerade Schweiz, Schweden und Spanien? In der Studie wird angeführt, dass sich diese Länder besonders gut für eine Auswertung eignen, da sie während der Weltkriege des 20. Jahrhunderts neutral waren und sich ihre Grenzen seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht signifikant verändert haben.

Die Studie wertet eine kontinuierliche Serie von monatlich datierten Todesfällen aller Ursachen der jeweiligen Länder aus, führt diese zusammen und beleuchtet sie in einer altersspezifischen und einer auf die Gesamtbevölkerung ausgelegten Statistik. Zeitlich begrenzte Entwicklungen und durch Jahreszeiten bedingte Schwankungen der Jahre vor der Pandemie wurden bewertet.

Zweithöchste Übersterblichkeit seit Beginn des 20. Jahrhunderts

Viel Raum für Interpretationen lassen die Forschenden um Kaspar Staub vom Institut für Evolutionäre Medizin an der Universität Zürich nicht an ihren Erkenntnissen. „2020 führte die Covid-19-Pandemie zur zweitgrößten infektionsbezogenen Sterblichkeits-Katastrophe seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, Schweden und Spanien“, bilanziert die Studie.

Für die Schweiz errechnete die Studie eine Übersterblichkeit im Jahr 2020 von 12,5 Prozent, für Schweden 8,5 Prozent und für Spanien 17,3 Prozent. Hierbei fällt auf, dass auch Schweden, das mit seinem zunächst mit weniger strikten Maßnahmen versehenen sogenannten „Sonderweg“ in aller Munde war, laut der Studie eine deutliche Übersterblichkeit im Jahr 2020 verzeichnete. Diese war aber auch im Vergleich der drei Länder die prozentual niedrigste ist.

Übertroffen werden diese Werte laut den Forschenden nur von den Übersterblichkeiten der Influenza-Pandemie im Jahr 1918: „In allen drei Ländern waren die Spitzenwerte der monatlichen Übersterblichkeit 2020 größer als die meisten Werte der Übersterblichkeit seit 1918, inklusive der Spitzenwerte, welche während dieser Periode durch die saisonale Grippe und durch Hitzewellen verursacht wurden.“ Weiter verweist die Studie darauf, dass die Übersterblichkeit 1918 auf 100.000 Personen gerechnet sechs- bis siebenmal so hoch war, wie im Jahr 2020.

In Bezug auf Maßnahmen zur Eindämmung äußern sich die Forschenden mit einer klaren Tendenz: „Die Übersterblichkeit 2020 hätte womöglich noch höher sein können, wenn es nicht starke Interventionen des Gesundheitswesens weltweit gegeben hätte.“

Die anderen Grippepandemien in den Jahren 1957, 1968, 1977 und 2009 ergaben laut der Studie keine Übersterblichkeit in den drei Ländern, die an die Werte von 2020 heranreichen.

Einige Fragen sind derweil noch offen. So kommentieren die Autoren die Studie damit, dass eine Übersterblichkeit nicht unbedingt unausweichlich war und führen als Beispiel ihre Erkenntnisse zu Finnland, Norwegen und Dänemark an. Diese drei Länder meldeten 2020 keine Übersterblichkeit. Die Gründe hierfür seien aktuell nicht bekannt und Bestandteil weiterer Forschung, erklären die Autoren.

mda

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