Deltakron: So gefährlich ist die Kombination der zwei Corona-Varianten
Seit kurzer Zeit taucht in einigen Ländern eine neue Corona-Variante auf. Dabei handelt es sich um eine Kreuzung aus der Delta- und der Omikron-Variante.
Berlin – Die Corona-Pandemie ist nach zwei Jahren* immer noch nicht zu Ende. Mittlerweile gibt es eine Kreuzung aus der Delta-Variante* und der Omikron-Variante*. Inoffiziell wird diese Kombination Deltakron genannt. Solche Varianten wurden bereits in mehreren Ländern gefunden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Doch wie gefährlich ist sie?
Die Kreuzung der beiden Varianten soll so krankmachend wie Delta und so ansteckend wie Omikron sein. Forschende aus Zypern hatten Anfang des Jahres über den Nachweis einer Kombination der beiden Sars-CoV-2-Varianten Delta und Omikron berichtet. Offenbar handelte es sich dabei jedoch um eine Verunreinigung im Labor. Doch mittlerweile tauchen vermehrt Berichte über Deltakron-Fälle auf.
Deltakron: Corona-Kreuzung aus der Omikron- und der Delta-Variante
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet eine sogenannte Rekombinante aus je einem Subtyp von Delta (AY.4) und Omikron (BA.1). Das Fachkürzel dafür lautet XD. Erste Proben stammen aus Frankreich* und sind vom Januar. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht für Deutschland von einem bestätigten Fall. Es verweist zudem auf weitere Beschreibungen in Frankreich, Dänemark und den Niederlanden.

Bisher gebe es laut WHO keine Anzeichen einer guten Vermehrung. Zudem bedeute die Beobachtung nicht, dass XD besorgniserregend sei. Bisher habe die Corona-Variante* noch keinen offiziellen Namen bekommen. Die WHO verwendet die Bezeichnung Deltakron jedoch nicht. Für Fachleute sei der Ausdruck sehr ungenau und daher nicht geeignet. Zuletzt wurde die Bezeichnung nicht nur für XD, sondern auch für andere Mischformen aus Delta und Omikron verwendet. Es sei „keine hilfreiche Bezeichnung, da unklar ist, welche Rekombinante gemeint ist und in dem Begriff ein Alarmismus mitschwingt, für den es keinen guten Grund gibt“, sagte der Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, Richard Neher.
Der britische Virologe Tom Peacock stellte kürzlich auf Twitter klar, dass die in Frankreich entdeckte Mischform XD sich von der in Großbritannien* beschriebenen unterscheide, die XF heißt. XD sei die einzige Variante, bei der das Spike-Protein von Omikron „mehr oder weniger perfekt“ in ein Delta-Genom eingesetzt ist, erläuterte Neher.
Neue Corona-Variante: Deltakron ist eine Mischung aus Omikron und Delta
„Dass es solche Rekombinanten von Sars-CoV-2 geben wird, war vorherzusehen. Dazu kann es immer dann kommen, wenn zwei Varianten gleichzeitig kursieren: Infiziert sich ein Mensch zum Beispiel mit Delta und Omikron gleichzeitig, kann es in einer doppelt befallenen Wirtszelle zum Austausch von Viruserbgut kommen“, erklärte Virologe Friedemann Weber von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Das gelte aber als relativ selten.
Doch könnte sich die Corona-Pandemie durch Deltakron verschlimmern? „Es wäre falsch anzunehmen, dass solche Rekombinanten zwangsläufig Horrorvarianten sind, die die schlimmsten Eigenschaften der Ursprungsvarianten vereinen“, sagte Weber. Der vorherrschende Omikron-Subtyp BA.2 sei in Deutschland bereits so ansteckend wie die Masern. Daher könne das Virus kaum noch zulegen. „Omikron wird zwar oft mit milderen Krankheitsverläufen in Verbindung gebracht, aber inwieweit das auch bei älteren Ungeimpften gilt, muss sich erst noch zeigen.“ Von den bisher beobachteten Rekombinanten bereite vielleicht nur XD etwas mehr Sorge, wie der Virologe Peacock schrieb.
Deltakron: Ein bestätigter Corona-Fall in Deutschland
Doch wie geht man nun mit der neuen Corona-Variante um? „In einigen Fällen traten solche Rekombinanten nur in begrenzten Ausbrüchen auf. Andere scheinen im Moment linear anzusteigen, aber glücklicherweise noch nicht exponentiell. Dies muss man beobachten und auch ernst nehmen“, fasste der Virologe Christian Drosten* in einem Zeit-Interview von Mittwoch (23.03.2022) die Lage zusammen.
Eine vollständige Erbgutanalyse wird in Deutschland nur bei einem sehr kleinen Teil aller positiven Befunde vorgenommen, wie dpa mitteilte. Bei voller Auslastung sequenzierten die Labore aus Kapazitätsgründen sogar weniger als fünf Prozent der Proben, sagte die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum in Frankfurt*. Daher werden seltene Virusvarianten nur durch Zufall entdeckt. (smü/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.