1. rosenheim24-de
  2. Welt
  3. Welt-News

Erdbeben genutzt: IS-Terroristen fliehen aus syrischem Knast – Söder verspricht Hilfe aus Bayern

Erstellt: Aktualisiert:

Von: M. Cihad Kökten

Kommentare

„Bayern steht bereit, der Türkei zu helfen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts in München.
„Bayern steht bereit, der Türkei zu helfen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts in München. © Bildmontage: dpa

Türkei/Syrien – Nach einer der schwersten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte sind in der Südtürkei und Nordsyrien mehrere Tausend Tote zu befürchten. Die Zahl der Opfer wurde am Dienstagnachmittag mit mehr als 5000 angegeben. Mehr als 23.500 Menschen wurden nach bisherigen Informationen verletzt.

Das Wichtigste in Kürze:

Die dpa-Grafik zeigt die Orte der Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion am Montag (6. Februar).
Die dpa-Grafik zeigt die Orte der Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion am Montag (6. Februar). © dpa-infografik GmbH

Update, 14 Uhr - Erdbeben ausgenutzt: IS-Terroristen fliehen aus syrischem Knast

In Syrien sind in den Wirren der schweren Erdbeben Aktivisten zufolge rund 20 Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) aus einem Gefängnis ausgebrochen. Sie hätten das Chaos ausgenutzt und Gefängniswärter mit Geld bestochen, teilte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Dienstag mit. Umgerechnet zwischen rund 930 und 2800 Euro hätten die IS-Kämpfer pro Person für ihre Flucht gezahlt. Das Gefängnis liegt nördlich von Aleppo nahe der türkischen Grenze.

Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet bleibt die Situation trotz anlaufender Hilfe dramatisch. Menschen frieren, die Zerstörungen werden sichtbarer, immer mehr Tote werden gezählt. Die Zahl der Toten im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze steigt – und nach wie vor werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet.

Insgesamt liegt die Zahl der Toten nach Angaben vom Dienstagvormittag inzwischen bei mehr als 5000. Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien zudem mehr als 23.500 Menschen verletzt. Tausende Gebäude stürzten ein. Viele Länder sagten Unterstützung zu, auch aus Deutschland machten sich Hilfsteams auf den Weg, darunter ein Team der Organisation I.S.A.R., die auf die Rettung Verschütteter spezialisiert ist.

Update, 13.30 Uhr - Söder verspricht Hilfe aus Bayern

Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet hat Bayern umfassende Hilfen angeboten. „Bayern steht bereit, der Türkei zu helfen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts in München. Der Freistaat sei entsetzt über das große Unglück, trauere mit den Opfern und bange mit den Helfern und Angehörigen der Opfer, „dass noch viele gerettet werden können“.

Konkret habe Bayern medizinische Hilfe angeboten, aber auch bei der Unterbringung und Suche der Opfer sowie der Trinkwasseraufbereitung könne Bayern der Türkei helfen, so Söder. Um die Anteilnahme zu zeigen, seien die Flaggen vor der Staatskanzlei auf Halbmast gesetzt.

Helfer aus Bayern bereiten bereits Unterstützung vor. 51 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) brachen am Dienstag zu einem Einsatz in das Katastrophengebiet auf. Unter ihnen ist auch ein Helfer aus München, wie der THW-Landesverband Bayern mitteilte.

Erdogan ruft Notstand aus

Nach dem verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan den Notstand für zehn betroffene Regionen im Süden und Südosten des Landes ausgerufen. Dadurch sollten schnelle Hilfseinsätze ermöglicht werden, erklärte Erdogan am Dienstag. Der Notstand gilt demnach für drei Monate.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer in der Türkei und Syrien ist seit dem Beben stetig angestiegen. Am Dienstag überschritt sie die Marke von 5000 Toten, es wird aber mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Opferzahlen gerechnet.

Abgesehen von der Bergung der Todesopfer gestaltet sich auch die Versorgung der Überlebenden schwierig. Viele Flughäfen in der ohnehin strukturschwachen Region sind derzeit gesperrt. Die Menschen in den Erdbebengebieten leiden unter eisigen Temperaturen und unzureichender Lebensmittelversorgung.

Update, 11.45 Uhr - Deutsche Helfer vor Mammutaufgabe in der Türkei

Die Türkei hatte seit Beginn des Unglücks ganze 65 Länder um Unterstützung gebeten, um die mehr als schwierige Katastrophe so gut wie möglich zu meistern. Unter diesen Nationen befindet sich auch Deutschland. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bereits gleich am Montagmorgen zugesagt, dass „Deutschland selbstverständlich Hilfe schicken“ werde. Im Laufe des Nachmittags hatte Innenministerin Nancy Faeser ebenfalls umfangreiche Hilfen „mit allen Mitteln“ versprochen. Die Lieferung von Notstromaggregaten, Zelten und Decken wurde bereits vom Technischen Hilfswerk (THW) vorbereitet.

In der Nacht auf Dienstag hatten sich die tierischen Teammitglieder gemeinsam mit dem Such- und Rettungsteam des Internationalen Such- und Rettungsdiensts Deutschland (I.S.A.R. Germany) vom Flughafen Köln Bonn auf den Weg in die Türkei gemacht. Sie heißen Aquim, Baja, Mayuma, Hero, Flash und Hope und sollen beim Aufspüren von Vermissten unter den Trümmern helfen. Am Dienstagvormittag hat das Team, das auf die Rettung Verschütteter spezialisiert ist, auch schon die Türkei erreicht.

Die 42 Experten und sieben Spürhunde seien nun auf dem Weg in die stark beschädigte Stadt Kirikhan in der Provinz Hatay, welche am härtesten vom Erdbeben getroffen wurde, sagte Sprecher Stefan Heine. Türkische Mitarbeiter der Hilfsorganisation hätten den Einsatzort bereits angeschaut und Fotos geschickt. „Darauf sieht man viele zerstörte Häuser.“ Bislang fehle es vor Ort noch an professioneller Hilfe.

Im Einsatzgebiet beginne für die ehrenamtlichen Helfer ein Wettlauf gegen die Zeit. „In den Trümmern ist immer Eile geboten“, sagte Heine. „Unser Vorteil ist aber, dass der Ort nah am Mittelmeer liegt. Da wird es nachts nicht minus zehn Grad kalt wie anderswo im Erdbebengebiet.“

Vor Ort komme neben den Hunden mit ihren guten Nasen auch spezielle Suchtechnik zum Einsatz – etwa ein Horchgerät oder ein Bioradar zum Aufspüren von Verschütteten. Wo Menschen unter den Trümmern entdeckt würden, seien Bergungsspezialisten gefragt. Mit Betonsägen, Bohrern und Hämmern versuchten sie, möglichst schnell zu den Verschütteten zu gelangen.

Malteser und THW mit „One-Way-Ticket“ nach Türkei

Nach der Erdbeben-Katastrophe an der türkisch-syrischen Grenze haben sich deutsche Hilfsorganisationen auf den Weg ins Krisengebiet gemacht. „Die große Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, ist, dahin zu kommen, wo wir hin müssen“, sagte der Leiter der Nothilfeabteilung der Malteser International, Oliver Hochedez, am Dienstag im „ZDF-Morgenmagazin“. Die Flughäfen seien überlastet und viele Straßen zerstört.

Aufgrund der niedrigen Temperaturen hätten die Malteser vor allem Decken, Wärmegeräte und Zelte im Gepäck. Wie lange sie in der Türkei bleiben werden, wissen die Helfer noch nicht. „Wir haben ein One-Way-Ticket“, sagte Hochedez.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) sei am Dienstag in die Türkei aufgebrochen, sagte THW-Präsident Gerd Friedsam im ZDF-Morgenmagazin. „Wir haben unsere Schnelleinsatzeinheit für Bergungseinsätze, die speziell für Erdbebeneinsätze ausgebildet ist, mobilisiert.“ Zurzeit stünden die größeren Städte im Mittelpunkt. Man wolle sich zunächst einen Überblick der Lage verschaffen, um entsprechende Hilfe nachzuliefern, sagte Friedsam.

Update, 10.30 Uhr - Erdbeben in Türkei so stark wie 32 Hiroshima-Atombomben

Ein starkes Erdbeben im Südosten der Türkei und in Syrien könnte in nahen Regionen zu weiteren großen Beben führen, sagte ein Wissenschaftler vom Deutschen Geoforschungszentrum. Ursache seien Spannungsumlagerungen an der Plattengrenze aufgrund des Bebens vom Montag. Obwohl Nachbebenaktivität stärker unmittelbar nach dem Hauptbeben ist, bleibt die Gefahr für die Region bestehen.

Das Beben betraf die Ostanatolische Verwerfungszone, die lange Zeit als stark erdbebengefährdet galt, da sich dort über viele Jahrhunderte Spannung aufgebaut hatte. Mit 7,8 sei das Beben dann letztlich sehr stark ausgefallen. Der „New York Times“ zufolge erzeugt ein Erdbeben der Stärke 7 die „32-fache Energie einer in Hiroshima gezündeten Atombombe“. Eine Frühwarnung war im konkreten Fall unabhängig vom eingesetzten System nicht möglich, da die betroffene Region zu dicht besiedelt war. Gearbeitet wird an prognosebasierten Frühwarnsystemen, aber diese sind hochkomplex.

Update, 9.45 Uhr - 23 Millionen Menschen direkt betroffen

Mehr als 13 Millionen Menschen in der Türkei sind nach Einschätzung der Regierung von der Erdbebenkatastrophe betroffen. „Dieses Erdbeben hat 13,5 Millionen unserer Bürger direkt betroffen“, sagte Städteminister Murat Kurum am Dienstag. Die Rettungsarbeiten gingen weiter. Manche Straßen und Wege seien nicht zugänglich, man arbeite daran, sie wieder passierbar zu machen. In manchen Regionen gebe es kein Wasser, man bemühe sich, Schäden so schnell wie möglich zu beseitigen und die Menschen mit Wasser zu versorgen. „Der Schmerz ist unbeschreiblich“, sagte der Minister. Jede Stunde sei wertvoll. Er versuchte, den Bürgern Mut zu machen und betonte, dass bei vergangenen Beben Menschen auch noch nach 100 Stunden gerettet worden seien.

Von dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar bis zu 23 Millionen Menschen betroffen sein. Eine Übersicht der betroffenen Gebiete in beiden Ländern ergebe, dass „potenziell 23 Millionen Menschen“ den Folgen des Bebens ausgesetzt seien, darunter fünf Millionen ohnehin besonders verletzliche Menschen, teilte die hochrangige WHO-Vertreterin Adelheid Marschang am Dienstag in Genf dem Exekutivkomitee der UN-Organisation mit.

Inzwischen ist eine israelische Hilfsdelegation in der Türkei angekommen, um dort nach den schweren Erdbeben bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Die Delegation mit rund 150 Menschen sei am Morgen in Adana gelandet, sagte eine israelische Militärsprecherin. Sie seien nun in Bussen unterwegs nach Osmaniye. 

Update, 9.10 Uhr - Neue Horror-Zahlen: Fast 5000 Tote

Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Opfer in beiden Ländern auf mehr als 4800 gestiegen. Die Zahl der Todesopfer in der Türkei nach dem verheerenden Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist auf 3381 gestiegen. Mehr als 20.000 Menschen seien verletzt worden, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstag mit. Mehr als 5700 Gebäude seien eingestürzt. 

In Syrien werden nach den verheerenden Erdbeben weiterhin viele Tote geborgen. Das Land hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme bis Dienstagmorgen mindestens 1561 Tote gezählt. Mehr als 3500 Menschen wurden in dem Bürgerkriegsland demnach zudem verletzt. Laut der Weißhelme sind bislang mehr als 210 Gebäude vollständig eingestürzt und 441 teilweise zerstört worden.

In den betroffenen Gebieten wurde derweil weiter nach möglichen Überlebenden der Katastrophe gesucht. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter erheblich steigt.

Update, 7.50 Uhr - Ex-Chelsea-Profi nach 30 Stunden aus Trümmern gerettet

Der FC Chelsea betete in einem Post in den sozialen Netzwerken um sein Überleben und die Welt des Sports schaute gebannt zu. Zwischenzeitlich waren Falschmeldungen aus Portugal aufgetaucht, die in der Türkei schnell dementiert wurden. Und einige hatten bereits die Hoffnung aufgegeben.

Aber wie der türkische Sportjournalist Yagiz Sabuncuoglu in einem Tweet vor wenigen Minuten mitteilte, konnte Hatayspor-Profi Christian Atsu (60 Spiele für Ghana) nach knapp 30 Stunden endlich gefunden und sogar lebend aus den Trümmern gezogen werden. Er wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Erst am Sonntagnachmittag hatte Atsu mit einem sehenswerten Freistoß seine Mannschaft in der Nachspielzeit im Ligaspiel gegen Kasimpasa zum Sieg geschossen. Gemeinsam mit Hatayspor-Sportdirektor Taner Savut kämpfte er nun schon seit fast 30 Stunden unter den Trümmern ums Überleben. Von Savur fehlt nach wie vor jede Spur, wie auch Hatayspor-Pressesprecher Mustafa Özat in einem Telefon-Interview gegenüber „Radyo Gol“ erklärte. Die Such- und Rettungsbemühungen gehen weiter.

Update, 7 Uhr - Wunder nach 24 Stunden: Helfer befreien zwei Kinder aus den Trümmern

Während die Zahl der Menschen, die bei der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien ihr Leben verloren haben, von Minute zu Minute steigt, ereigneten sich in Kahramanmaras – im Epizentrum – 24 Stunden nach Beginn des Erdbebenhorrors gleich zwei Wunder. Die Teams arbeiten hart daran, die Verschütteten aus Tausenden von Gebäuden zu retten, die durch zwei schwere Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,6 und Nachbeben in Schutt und Asche gelegt wurden. Nach stundenlangen Versuchen ist es den Rettungskräften gegen Dienstagmorgen gelungen, zwei 14-jährige Kinder – Mustafa und Can – aus den Trümmern zu befreien.

Update, 6.45 Uhr - Bereits 242 Nachbeben in Türkei und Syrien – Unterstützung aus 65 Ländern

Die Katastrophenschutzbehörde AFAD gab in Person des Vorsitzenden Yunus Sezer im Notfallmanagementzentrum eine Pressekonferenz am Dienstagmorgen. Sezer teilte mit, dass bei den Erdbeben 2921 Menschen in der Türkei ums Leben kamen und 15.834 Menschen verletzt wurden. In der türkisch-syrischen Grenzregion hat es bisher zudem 243 Nachbeben gegeben. Des Weiteren habe man 65 Länder um Hilfe und Unterstützung gebeten. Sezer sagte, dass die Teams aus diesen Ländern entsprechend den Plänen in die Katastrophengebiete entsandt würden.

Eine israelische Hilfsdelegation ist bereits in die Türkei gereist, um dort bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Die Delegation mit rund 150 Mitgliedern sei am Morgen gelandet, sagte eine israelische Militärsprecherin. Zwei Drittel davon sind den Angaben zufolge Mitglieder einer Such- und Rettungseinheit der Armee, die mit hochmoderner Ausrüstung im Einsatz ist.

Die israelische Einheit habe bereits nach einem Erdbeben 1999 in der Türkei Hilfe geleistet. Damals hatten die israelischen Rettungskräfte nach rund 100 Stunden nach einem schweren Erdbeben in Cinarcik an der türkischen Westküste ein neunjähriges israelisches Mädchen lebend aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses geborgen. Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt.

Die Bergungsarbeiten sind ein Rennen gegen die Zeit: Die kritische Überlebensgrenze für Verschüttete liegt normalerweise bei 72 Stunden – so lange kann ein Mensch in der Regel ohne Wasser überleben. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte auch Hilfe für Opfer des Erdbebens in Syrien an, obwohl beide Länder sich offiziell im Kriegszustand befinden. Israelische Regierungsvertreter bestätigten, es sollten für sie Medikamente, Decken und Zelte geschickt werden. In Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme von Montagabend mindestens 1300 Menschen ums Leben.

Rettungskräfte tragen eine Leiche, die nach dem schweren Erdbeben in der türkischen Provinz Adana in den Trümmern gefunden wurde.
Rettungskräfte tragen eine Leiche, die nach dem schweren Erdbeben in der türkischen Provinz Adana in den Trümmern gefunden wurde. © Bildmontage: AFP

Erstmeldung, Dienstag (7. Februar)

Bei einer der schwersten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte sind im türkisch-syrischen Grenzgebiet mehrere Tausend Menschen gestorben. Die Zahl der Todesopfer wurde am Dienstagmorgen (7. Februar) mit mehr als 4300 angegeben. Weiter wurden Hunderte Menschen unter Trümmern vermisst. Nach bisherigen Informationen sind zudem mehr als 15.000 Menschen in der Südtürkei und Nordsyrien verletzt worden. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad warnte unterdessen vor weiteren Nachbeben.

Erdbeben in Türkei/Syrien im Liveticker: Viele Straßen nicht passierbar

Im Katastrophengebiet herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Tausende Menschen sind nach Angaben von Hilfsorganisationen obdachlos geworden – und das bei kaltem Wetter. Ein drohender Schneesturm könnte die Situation in den Erdbebengebieten nach Einschätzung der Hilfsorganisation Care noch deutlich verschärfen. Viele Straßen seien nicht passierbar. Die Welthungerhilfe rechnet mit langen Aufräumarbeiten. In betroffenen türkischen Provinzen sind auch Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien.

Angehörige und Rettungskräfte suchten weiter nach Verschütteten. Auf Videos war zu sehen, wie Überlebende in zerstörten Gebäuden mit Licht auf sich aufmerksam machten. Ein Afad-Vertreter forderte Menschen dazu auf, von beschädigten Gebäuden fernzubleiben, wie der Sender „CNN Türk“ berichtete. Zahlreiche Staaten sagten Hilfe zu.

Erdbeben in Türkei: Insgesamt 185 Nachbeben

Das Hauptbeben am Montagmorgen hatte nach Afad-Angaben eine Stärke von 7,7, das Epizentrum lag im südtürkischen Kahramanmaras. Am Mittag erschütterte ein Beben der Stärke 7,5 dieselbe Region, wie die Erdbebenwarte Kandilli meldete. Afad verzeichnete insgesamt 185 Nachbeben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939. In dem betroffenen Bereich habe es seit etwa 900 Jahren kein so großes Beben mehr gegeben, sagte die Geologin Prof. Charlotte Krawczyk vom Geoforschungszentrum Potsdam der ARD. Ob und wann weitere große Beben folgen, könne nicht vorhergesagt werden.

Erdbeben in Syrien: Mindestens 1300 Menschen tot

Im Bürgerkriegsland Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme von Montagabend mindestens 1300 Menschen ums Leben. In der Türkei stieg die Zahl der Toten auf 2316, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad meldete. Präsident Erdogan verkündete eine einwöchige Staatstrauer. Flaggen aller Vertretungen im In- und Ausland sollen dafür bis Sonntag (12. Februar) auf halbmast wehen.

Die Türkei wird immer wieder von schweren Erdbeben getroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Erdbeben in Türkei/Syrien im Liveticker: Hilfe aus Deutschland

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst traurig“ über die Katastrophe. Die Vereinten Nationen stünden bereit, um Nothilfe zu leisten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte Hilfe aus Deutschland zu. Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert die Entsendung europäischer Rettungskräfte in die Türkei.

Zur Unterstützung vor Ort wurde auch der Copernicus-Satellitendienst der EU aktiviert. Unter anderem auch Großbritannien, Indien, Pakistan, die USA, Finnland, Schweden und Russland sagten Hilfe zu. Die EU will auch Betroffene in Syrien unterstützen.

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei bereits eine erste Rettungsmannschaft mit Spürhunden in das Erdbebengebiet. Athen und Ankara streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. Nun hatten Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und der Präsident der Türkei erstmals seit Monaten wieder direkten Kontakt.

Israel will der Türkei und Syrien, mit dem es sich im Kriegszustand befindet, Hilfe leisten. Der Iran bot ebenfalls Unterstützung an – er ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

Erdbeben in Türkei/Syrien: Bayerns Ministerpräsident Söder spricht Beileid aus

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat den Opfern des tragischen Unglücks in der Türkei und Syrien sein Beileid ausgesprochen. Die Meldung mache betroffen, die Gedanken seien jetzt bei den Angehörigen der Opfer und der Verletzten. „Auch in Bayern sind viele Menschen mit der Erdbebenregion verbunden. Dieses Unglück hat schreckliche Ausmaße“, so der Ministerpräsident auf Twitter am Montagmittag.

Erdbeben in Türkei/Syrien: Nothilfe in Syrien gestaltet sich schwierig

Eines der am schwersten vom Erdbeben betroffenen Gebiete war die Region Idlib in Syrien, die von Rebellen gehalten wird. Dies dürfte dort die staatliche Nothilfe erschweren. Die syrische Regierung rief die internationale Staatengemeinschaft zur Hilfe auf. Nach mehr als elf Jahren Bürgerkrieg in Syrien kontrollieren Assads Regierungstruppen wieder rund zwei Drittel des Landes.

Die Türkei bat ihre Nato-Partner um Unterstützung. Konkret wurden etwa drei für extreme Wetterbedingungen geeignete Feldkrankenhäuser und Personal für deren Einrichtung genannt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits am Vormittag mitgeteilt, Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren.

Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung. Zahlreiche Organisationen aus Deutschland baten um Spenden und kündigten Soforthilfen an.

mck/dpa

Auch interessant

Kommentare