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Drohnen, Hunde, Retter am Boden: So geht der gefährliche Einsatz nun weiter

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Von: Martin Weidner

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Gletscher Katastrophe Marmolata
Gletscher-Katastrophe an der Marmolata. © dpa (Montage)

Bozen – Nach der verheerenden Gletscherbruch-Katastrophe an der Marmolata geht der gefährliche Rettungseinsatz auch am Mittwoch (6. Juli) weiter. Die zuständigen Behörden haben derweil ein beeindruckendes Video veröffentlicht, dass die Wucht und Ausmaße der Eis- und Geröll-Lawine zeigt.

Das Video, aufgenommen aus einem Hubschrauber und auf YouTube verfügbar, zeigt einen Überflug über die Unglücksstelle. Dabei sind an der Abbruchstelle nahe des Gipfels ein großes Loch und tiefe Risse zu erkennen, die das Ausmaß der tödlichen Lawine zumindest erahnen lassen. Und es drohen immer noch weitere Abbrüche. Deswegen bleibt das Gebiet um den Gletscher weiterhin gesperrt, wie die Autonome Provinz Trient nun mitteilte.

Der Rettungseinsatz geht jedoch auch am Mittwoch weiter: Für die Einsatzkräfte ist dies jedoch sehr gefährlich, da der Untergrund nach wie vor nicht stabil ist. Dennoch stellte der Chef der Bergrettung, Maurizio Dellantonio, in Aussicht, ab Mittwoch (6. Juli) oder Donnerstag (7. Juli) bis zu 15 Spezialisten und Hunde bei der Suche nach möglichen Opfern an den abgegangenen Gletschermassen einzusetzen. Für den Einsatz der Rettungskräfte am Boden ist jedoch das Wetter entscheidend. Am Montag mussten die Suchmaßnahmen wegen eines Unwetters abgebrochen werden. Die Bergretter befürchten, dass es Wochen oder sogar noch länger dauern könnte, bis alle Toten unter den Eis- und Geröllmassen lokalisiert und geborgen werden. Die Lawine habe sich inzwischen festgesetzt und sei sehr hart geworden, hieß es. Graben könne man nur mit technischem Gerät, was aber unter diesen Umständen nicht an Ort und Stelle gebracht werden könne, sagte Dellantonio.

Kleidungsstücke an Unglücksstelle entdeckt

Immerhin sind bei Drohenflügen am Dienstagnachmittag im Bereich der Unglücksstelle Kleidungsstücke entdeckt worden. Unklar ist jedoch, ob es sich um Kleidung von Opfern handle, erklärte ein Mitglied der Helikopter-Einheit des Trentino, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Experten wollten nun schnell prüfen, ob und wie die Kleidung geborgen werden kann und ob dort möglicherweise Opfer liegen.

Von den beiden beim Unglück verletzten Deutschen gibt es derweil eine positive Nachricht: Ihr Gesundheitszustand stabilisiere sich, teilte die Gesundheitsbehörde in Venetien am Dienstagabend mit, in deren Kliniken der Mann und die Frau liegen. Die Ärzte in der Provinz Belluno hätten den 67-Jährigen am Dienstag wegen seiner Verletzungen operiert. Er bleibe vorerst auf der Intensivstation. Die 58 Jahre alte Frau wurde auf eine normale Station verlegt und soll dort weiter überwacht werden.

Bergführer warnen eindringlich

Die italienische Vereinigung der Bergführer fordert unterdessen mehr Voraussicht bei der Auslastung der Wanderrouten. „Man muss über eine Frequentierung basierend auf Vorsicht und Kenntnis über die Bedingungen auf den Reiserouten nachdenken“, sagte die Sprecherin des Guide Alpine Italiane, Sara Sottocornola, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Ein solcher Vorfall wie an der Marmolata sei sehr selten, und es sei unmöglich, ihn vorherzusagen, betonte Sottocornola. Das Hochgebirge verändere sich seit mindestens 20 Jahren. Bis vor 30 Jahren sei die Jahreszeit noch sehr zuverlässig gewesen, aber heute sei das nicht mehr so. Jeder Wanderweg müsse im Hinblick auf die Saison und die Wetterbedingungen untersucht werden. „Wenn man weiterhin in die Berge will, muss man die Art, wie man dorthin geht, überdenken und die Bedingungen dort schon zu Hause vor der Abreise aufmerksam einplanen“, sagte Sottocornola.

Am Sonntagnachmittag (3. Juli) begruben an der Marmolata in den Dolomiten Massen aus Schnee, Eis und Geröll mehrere Bergsteiger unter sich. rosenheim24.de hatte ausführlich darüber berichtet. Die Behörden bestätigten bislang mehrere Tote und acht Verletzte. Der zuständige Staatsanwalt sprach von einem „unvorstellbaren Massaker“. Als Grund für den Gletscherabbruch sehen Experten, Bergkenner sowie der italienische Ministerpräsident Mario Draghi und Staatsoberhaupt Sergio Mattarella die Folgen des Klimawandels. 

mw

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