Erstes privates Astronauten-Team startet verspätet zur ISS: „Wir sind keine Weltraumtouristen“

„Wir sind keine Weltraumtouristen“: Das erste private Astronauten-Team startet einige Tage später als geplant zu ISS. Geplant ist kein Weltraum-Urlaub, sondern Arbeit.
Washington - Der eigentlich für Sonntag geplante Start der ersten privaten Mission zur Internationalen Raumstation (ISS) ist um einige Tage verschoben worden. Die „Ax-1“-Mission solle einige Tage später als geplant vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida starten.
Erste private Mission zur ISS aufgeschoben: Grund bisher nicht bekannt
Die privat organisierte „Ax-1“-Mission zur Internationalen Raumstation (ISS) soll nun am kommenden Mittwoch (6. April) statt am vergangenen Sonntag stattfinden, teilten die Veranstalter mit. Ein Grund für die Verschiebung wurde bisher nicht mitgeteilt. Die Crew jedenfalls sei „bereit zu fliegen“ und aufgeregt: Sie fühlten sich „wie Kinder im Süßwarenladen“, so López-Alegría, der Kommandant der Mission.
Bei der „Ax-1“-Mission handelt es sich um die erste ausschließlich private Crew - bestehend aus dem spanisch-amerikanischen Astronauten Michael López-Alegría, sowie dem US-Unternehmer Larry Connor, dem israelischen Unternehmer und Piloten Eytan Stibbe und dem kanadischen Investor Mark Pathy.
Die Mission zur ISS wird organisiert durch das private Unternehmen Axiom, zusammen mit der Nasa
Organisiert wird das Ganze vom privaten Raumfahrtunternehmen Axiom in Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa, geflogen wird in einem „Crew Dragon“ von Elon Musks Firma SpaceX. Die vier Axiom-Flieger sollen rund eine Woche lang auf der ISS bleiben und dort wissenschaftliche Experimente durchführen.
Einzelne private Gäste hat es auf der Raumstation ISS in der Vergangenheit schon gegeben, erstmals kommt jetzt aber eine ganze private Crew: Die vierköpfige „Ax-1“-Mission ist auf rund eine Woche angelegt. Für den Flug sollen die Crew-Mitglieder Medienberichten zufolge jeweils rund 55 Millionen Dollar (etwa 50 Millionen Euro) bezahlt haben.
Kommandant der privaten ISS-Mission ist ein Ex-Nasa-Astronaut
Viermal war der 63-jährige spanisch-amerikanische Astronaut Michael López-Alegría schon im Weltraum. Der bevorstehende fünfte All-Ausflug hat für den früheren Astronauten der Nasa aber eine besondere Bedeutung. „Es fühlt sich an, als wären wir Fahnenträger“, sagt López-Alegría kürzlich bei einer Pressekonferenz.
„Ich dachte, das Nasa-Training würde für mich sicher Routine werden, aber so viel auf der ISS hat sich verändert und den Rest hatte ich vergessen, also musste ich quasi wieder ganz von vorne anfangen“, berichtet er über seine Vorbereitung auf die Mission.
Die erste private Mission zur ISS soll Arbeit erledigen: „Wir sind keine Weltraumtouristen“
Axiom-Chef Michael Suffredini äußert sich zum Zweck der Mission: „Sie fliegen da nicht hoch, um mit ihren Nasen am Fenster zu kleben. Sie fliegen da hoch, um bedeutende wissenschaftliche Arbeit zu leisten.“ 26 Experimente seien geplant, sagt Kathy Lueders, Mitarbeiterin der Nasa. „Unsere Crew-Mitglieder sind schon sehr aufgeregt, dass dieses private Astronauten-Team hochkommt,“ meint sie.
Auch Michael López-Alegría betont, dass die Crew Arbeit zu erledigen hat. „Wir sind keine Weltraum-Touristen. Ich denke, der Weltraum-Tourismus hat eine wichtige Rolle, aber darum geht es hier nicht. Das ist definitiv kein Urlaub für meine Crew-Mitglieder.“
Video: Der deutsche Astronaut Mathias Maurer ist aktuell ebenfalls auf der ISS
Die Crew wird auf der ISS unter anderem auch auf den deutschen Astronauten Matthias Maurer treffen, der seit November auf der ISS ist und noch bis Ende April bleiben soll.
Von einem früheren Nasa-Manager gegründet: Das Unternehmen Axiom zielt auf den Raumfahrtmarkt
Die Zusammenarbeit mit Axiom ist wichtig für alle Beteiligten. Das 2016 im texanischen Houston vom früheren Nasa-Manager Suffredini und dem iranisch-amerikanischen Unternehmer Kam Ghaffarian gegründete Unternehmen sieht sich als künftiger bedeutender Mitspieler im Raumfahrtmarkt.
Es plant eine eigene kommerzielle Raumstation und wurde von der Nasa bereits mit dem Bau eines kommerziellen ISS-Moduls beauftragt. „Das ist jetzt die allererste von wahrscheinlich Hunderten Missionen innerhalb des nächsten Jahrzehnts“, so Suffredini.
Angesichts des Ukraine-Kriegs: Spannungen mit russischem Segment der Raumstation werden vermieden
„Es fühlt sich nicht sehr unterschiedlich an, für eine Firma zu fliegen oder für ein Land“, sagt Kommandant López-Alegría. „Unser Fokus ist immer Sicherheit und Erfolg der Mission.“ Die „Ax-1“-Mission fällt nun allerdings in eine Zeit extremer Spannungen zwischen Russland und dem Westen angesichts des Ukraine-Kriegs, die auch auf der ISS zu spüren ist.
Die Crew habe nicht in Russland und nicht in Hinblick auf das russische Segment der Raumstation trainiert, sagt López-Alegría - und gibt sich diplomatisch. Man wolle den Betrieb auf der Raumstation auf keinen Fall stören. „Es ist uns sehr bewusst, dass wir Gäste auf der ISS sind“, sagt der Kommandant der Mission. (dpa)