Lage wegen extremer Dürre spitzt sich weiter zu: Italien will jetzt den Gardasee abpumpen

Wegen anhaltender Dürre - der schlimmsten der vergangenen 70 Jahre - wollen die norditalienischen Regionen den Ausnahmezustand ausrufen. Eine der Maßnahmen wäre, den Gardasee abzupumpen.
In Italien spitzt sich die Lage wegen der anhaltenden Dürre weiter zu. Einige Regionen im Norden fordern von der Regierung in Rom bereits die Ausrufung des Notstandes. Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli sagte am Wochenende laut Nachrichtenagentur Ansa: „Ich glaube, es ist unvermeidlich, einen Krisenzustand zu verhängen wegen der Trockenheit.“
Muss Italien jetzt den Gardasee abpumpen?
In dieser Woche (Mittwoch) ist ein Spitzentreffen der Regionen und der Regierung in Rom geplant. Dabei soll unter anderem über Maßnahmen diskutiert werden, um die Effizienz des italienischen Wasserversorgungssystems zu erhöhen. Dabei soll auch Wasser aus dem Gardasee abgepumpt werden und über den Fluss Mincio in den Po geleitet werden, so die Forderung. Die Umweltbehörde wies darauf hin, dass die Wasserstände aller Seen - mit Ausnahme des Gardasees - weit unter dem jahreszeitlichen Durchschnitt lägen.
„Wir lehnen den Vorschlag ab“, sagte Pierlucio Ceresa, Generalsekretär des Verbands der Gemeinden des Gardasees, zu italienischen Medien. Ein Abpumpen von Wasser aus dem Gardasee reiche nicht aus, um der Po-Ebene zu helfen, hätte aber verheerende Auswirkungen auf den See. Flussdirektor-Chef Berselli schoss zurück: Es sei an der Zeit, dass „die flussaufwärts gelegenen Gebiete dazu beitragen, die Probleme der flussabwärts gelegenen zu lindern.“
Kein Regen seit rund vier Monaten
In diversen Gegenden des Mittelmeerlandes hat es seit rund vier Monaten nicht mehr geregnet, der Fluss Po weist den niedrigsten Pegelstand seit 70 Jahren auf. Die Wasserknappheit gefährdet etwa in den Regionen Piemont, Lombardei und Emilia-Romagna etliche Ernten. Vielerorts sind die Wasserspeicher leer und kommen Tanklaster zum Einsatz, in einigen Gemeinden darf Wasser nur zum Trinken oder für andere wichtige Bereiche des Alltags verwendet werden. Im Piemont geht man davon aus, dass Anfang Juli viele Ernten zerstört sein dürften, wenn bis dahin keine Sondermaßnahmen erfolgen. Die Wasserversorgung in zehn Städten, die meisten davon in der Provinz Novara, wird nachts komplett unterbrochen.
Der Agrarverband Coldiretti berichtete, dass in manchen Gegenden des Landes die landwirtschaftlichen Erträge um die Hälfte zurückgegangen seien. Betroffen davon sei auch die Milchwirtschaft: Wegen der teils ungewohnten Hitze und zugleich der Futterknappheit aufgrund der Dürre geben die Kühe bis zu 10 Prozent weniger Milch aus gewöhnlich.
mh