Von Mure mitgerissen: Mann (82) stirbt – Zweiter Vermisster lebend gerettet

Durch die heftigen Unwetter ist es in der Nacht auf Mittwoch (29. Juni) in Kärnten zu mehreren Murenabgängen gekommen. Ein Mann starb. Die Entwicklungen im Newsticker:
Update, 6.30 Uhr - Zweiter Vermisster in Kärnten lebend gerettet
Schwere Unwetter haben in der Nacht auf Mittwoch für Verwüstung im Großraum Villach gesorgt. In Treffen starb ein 82-jähriger Mann bei einem Murenabgang. Er wurde unmittelbar vor seinem Wohnhaus von einer Mure 300 Meter mitgerissen. Ein zweiter Mann galt den Mittwoch über als vermisst. Er dürfte von den Wassermassen mit seinem Auto mitgerissen worden sein. Seine Rettung gelang, er wurde per Polizeihubschrauber aus dem Gefahrenbereich geflogen, teilte eine Behördensprecherin mit.
Enorme Regenmengen hatten für die massiven Überschwemmungen gesorgt. In Treffen am Ossiacher See und in der Gemeinde Arriach war noch in der Nacht eine Zivilschutzwarnung ausgegeben worden. Diese bleibt vorerst aufrecht, hieß es bei einer Pressekonferenz des Einsatzstabs am Mittwochabend in Treffen. In der gesamten Region waren Straßen unpassierbar oder teilweise weggerissen. Eine Öffnung für den Zivilverkehr dauert voraussichtlich noch mehrere Tage.
Nicht erreichbar war weiterhin die Gemeinde Arriach. Bis spätestens Freitag soll es gelingen, eine Behelfsstraße von Himmelberg aus zu errichten, um die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten zu gewährleisten. Falls dies nicht gelingt und für Notfälle wäre eine Versorgung via Hubschrauber möglich.
Mittwoch (29. Juni)
Update, 16.47 Uhr - Mann bei Unwetter in Kärnten verstorben
Ein schweres Unwetter hat im österreichischen Bundesland Kärnten eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Ein 82-jähriger Mann wurde in Treffen am Ossiacher See von einem Bach mitgerissen und am Mittwoch tot aufgefunden, sagte der Bezirkschef von Villach-Land, Bernd Riepan, dem Sender ORF. Nach einer weiteren vermissten Person wurde gesucht.
Die Behörden riefen Zivilschutzalarm für die Orte Treffen und Arriach wegen Erdrutschen und reißender Bäche aus. Die Bevölkerung wurde angewiesen, sich im ersten Stock ihrer Häuser in Sicherheit zu bringen. Laut ORF wurden mehrere eingeschlossene Menschen mittels Hubschrauber gerettet.
Das Unwetter verursachte besonders im Gegendtal in der Nähe von Villach schwere Schäden. Die 1400-Einwohner-Gemeinde Arriach war von der Außenwelt abgeschnitten. „Alle Verbindungsstraßen sind weggeschwemmt“, sagte Bürgermeister Gerald Ebner. Häuser wurden zum Teil bis zum ersten Stock verschüttet. Wegen der Schlamm-Massen war auch die Straße zum Feuerwehrhaus in Treffen zunächst blockiert.
Bereits am Dienstagabend hatte ein Sturm mit Orkanböen in Kärnten Bäume gefällt, Stromleitungen gekappt und Dächer abgedeckt. Gewässer führten Hochwasser, wie es nur alle 30 Jahre vorkomme, sagte Johannes Moser, ein Hydrologe des südlichen Bundeslandes. Der Einsatz der Feuerwehren wurde durch das Bundesheer mit 100 Soldaten und schwerem Gerät unterstützt.
Update, 14.58 Uhr - Viele Unwettereinsätze aufgrund von Muren und Hochwasser im Lungau
Der Lungau wurde in der Nacht auf Mittwoch von heftigen Unwettern getroffen. Der Katastrophenschutz des Lungaus sowie zahlreiche Feuerwehren und Blaulichtorganisationen sind im Einsatz. Hier ein Überblick über die aktuelle Lage, die an dieser Stelle im Laufe des Nachmittages aktualisiert wird.
Aufgrund von Murenabgängen sind die B96 zwischen der Landesgrenze zur Steiermark und Tamsweg sowie die B95 im Bereich Einöd (Tonibauer) in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Eine Umfahrung ist nur großräumig möglich.
Murenabgänge in Göriach und auf die Murtalbahn bei Dörf in der Gemeinde Ramingstein haben für weitere Einsätze gesorgt. In Göriach ist ein Ortsteil durch eine Mure von der Außenwelt abgeschnitten, die Bewohner sind aus derzeitiger Sicht wohlauf. Beim Einsatz im Bereich der Murtalbahn stürzte ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr ab, es gab Verletzte.
Update, 13.06 Uhr - Zivilschutzalarm jetzt auch im Salzburger Land
In der Nacht auf Mittwoch (29. Juni) haben in Österreich schwere Unwetter gewütet. Betroffen ist jetzt auch das Bundesland Salzburg. Die Landesregierung hat deshalb am Mittwochmittag für die Gemeinde Tamsweg im Bezirk Lungau Zivilschutzalarm, also Katastrophenalarm, ausgelöst.
Der dortige Leißnitzbach ist durch die heftigen Regenfälle erheblich angeschwollen und führt nun Hochwasser. „Die Bevölkerung wird aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich von den Ufern sowie Brücken fernzuhalten. Den Anweisungen der Behörden und Einsatzkräften vor Ort ist Folge zu leisten“, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung des Landes Salzburg.
Update, 11.45 Uhr - „Häuser meterhoch mit Schlamm verschüttet“
Starke Regenfälle und Hagel hatten in Österreichs Bundesland Kärnten am Dienstagabend zahlreiche Murenabgänge zur Folge. Häuser wurden teils bis zum ersten Stock verschüttet. Noch immer ist die Lage unübersichtlich. Laut ORF waren am Mittwochmorgen noch 7500 Haushalte rund um Villach und im Gegendtal ohne Strom.
Nun gelten zwei Personen als vermisst. Das bestätigte Bezirkshauptmann Bernd Riepan auf APA-Anfrage entsprechende Medienberichte. Wie Riepan sagte, gebe es Meldungen über eine Person, deren Auto steckengeblieben war und die von den Fluten mitgerissen worden sein soll: „Verifiziert ist das aber noch nicht.“ Die zweite Meldung betraf eine Person, die in einer Garage verschüttet worden sei: „Da liegen die Geröllmassen bis zu eineinhalb Meter hoch. Die Masse ist so hart wie Beton“, sagte Riepan.
„Man kann sich das schwer vorstellen. Die Häuser sind meterhoch mit Schlamm verschüttet, Autos wurden weggerissen. Die Menschen stehen unter Schock“, erklärte Wasserretter Michael Siter dem österreichischen Nachrichtenportal „Kurier“. Bislang sei unklar, wie viele Verletzte es gebe. „Wir haben bisher sieben Personen und einen Hund ausgeflogen“, berichtete Siter. Neben der Wasserrettung sind unter anderem auch die Feuerwehr, die Bergrettung, das Bundesheer und auch Suchhunde im Einsatz. Sie sollen möglicherweise verschüttete Personen aufspüren.
Johannes Moser vom hydrologischen Dienst sprach gegenüber dem ORF von einem „hundertjährlichen Hochwasser“. Treffens Bürgermeister Klaus Glanznig erklärte, dass ein Krisenstab eingerichtet wurde. Viele Straßen seien mit Schlamm und Steinen bedeckt und derzeit nicht befahrbar.
Erstmeldung
Nachdem am Montagabend (27. Juni) die Region von einem schweren Unwetter heimgesucht wurde, bei dem teils golfball-große Hagelkörner vom Himmel gefallen sind und eine Frau in Piding vom Blitz getroffen wurde, erwischte es am Dienstagabend (28. Juni) Österreich.
Gegen 17 Uhr verursachte ein starkes Gewitter im gesamten Gegendtal (Bezirk Villach Land) mehrere Murenabgänge. Demnach sind sowohl der Pöllinger Bach und der Treffner Bach über die Ufer getreten. Mehrere Muren waren über Gemeinde-, Landes- und Bundesstraßen abgegangen. Die Bevölkerung ist demnach angewiesen, in den Häusern zu bleiben, den ersten Stock aufzusuchen und sich in Sicherheit zu bringen.
Der Bürgermeister der Gemeinde Treffen, Klaus Glanznig, berichtete dem ORF, dass mehrere Personen eingeschlossen seien und gerettet werden müssten. Viele Orte sind für die Einsatzkräfte nicht erreichbar. Ein Krisenstab wurde eingerichtet. Das Bundesheer wurde angefordert.
Zivilschutzwarnung ausgelöst
Etwas später (Gegen 3.30 Uhr) wurde auch eine Zivilschutzwarnung in der Gemeinde Arriach ausgelöst. Und im Gurktal wurden ebenfalls Überschwemmungen und Vermurungen gemeldet.
Bildungsdirektorin Isabella Penz sagte gegenüber dem ORF Kärnten, die Schülerinnen und Schüler in den betroffenen Gebieten sind vom Unterricht entschuldigt. Auswirkungen gibt es auch auf das Verkehrsnetz. So ist unter anderem die Millstätter Straße (B98) bei Treffen gesperrt. Auch die ÖBB kann nur eingeschränkt fahren.
Murenabgänge auch im Lungau
Zu mehreren Unwettereinsätzen musste die Feuerwehr am Dienstag auch in Ramingstein (Lungau) ausrücken. Starke Regenfälle sorgten etwa für Murenabgänge und überflutete Keller. Nach einem Murenabgang ist die B96 in Tamsweg aktuell zwischen dem Ortsteils Atzmannsdorf und Schwarzenbichl für den Verkehr gesperrt, meldete die Polizei am frühen Mittwochmorgen. Es gibt keine Umleitung, Autofahrer müssen ausweichen.
mh