Erneuter Raketentest: Nordkorea verschärft Rhetorik - „unverschämter Kerl“

Kim Jong-un provoziert erneut mit weiteren Raketentests. Für Nordkorea sind die regelmäßigen Manöver der USA mit Südkorea ein Dorn im Auge.
Update vom 16. August, 9.57 Uhr: Nordkorea setzt seine Raketentests fort. Am Freitagmorgen (Ortszeit) hatte das nordkoreanische Militär zwei noch nicht identifizierte Projektile von kurzer Reichweite von der Ostküste aus in Richtung offenes Meer gefeuert. Das teilten die südkoreanischen Streitkräfte mit. Das nordkoreanische Komitee für die friedliche Wiedervereinigung des Landes hatte Südkorea kurz zuvor dafür kritisiert, gemeinsame Manöver mit den USA abzuhalten, und erklärte, es würden keine innerkoreanischen Gespräche mehr stattfinden.
Immer wieder hatte Nordkorea in den vergangenen Wochen die Militärmanöver in Südkorea als Vorwand genutzt, mehrere Raketentests durchzuführen. Insgesamt sind die regelmäßigen Manöver der USA mit Südkorea dem Land ein Dorn im Auge.
Nach Angaben Südkorea flogen die Projektile bei den aktuellen Tests bei einer Maximalhöhe von 30 Kilometern 230 Kilometer weit. Um welchen Raketentyp es sich genau handelte, war zunächst unklar.
Das Präsidialamt in Seoul rief das abgeschottete Nachbarland auf, die „Starts von Projektilen“ zu stoppen. Solche Tests könnten die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erhöhen.
Nordkorea unterstellte den USA und Südkorea am Freitag die Absicht, durch ihre Manöver die Vernichtung seiner Armee zu üben. Das für die innerkoreanischen Beziehungen zuständige Komitee für die friedliche Wiedervereinigung des Landes griff dabei insbesondere den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In an. Südkoreas Staatschef sei ein „unverschämter Kerl, wie man ihn nur selten findet“, wurde ein Sprecher von den Staatsmedien zitiert.
Seoul würde träumen, wenn es glaube, der Dialog könne nach dem Ende der Militärübungen wiederaufgenommen werden, hieß es. „Wir haben nichts mehr mit der südkoreanischen Regierung zu bereden.“ Moon hatte am Donnerstag von einer Reihe „beunruhigender Aktionen“ durch Nordkorea in jüngster Zeit gesprochen. Er äußerte sich aber zugleich zuversichtlich, dass der Dialog fortgesetzt werde.
Nordkorea testet neue Waffe - Trump freut sich derweil über „sehr schönen Brief“
Update vom 11. August, 7.15 Uhr: Nordkorea hat bei seinen jüngsten Raketentests nach eigenen Angaben ein neues Waffensystem erprobt. Es habe sich um den "Test-Abschuss einer neuen Waffe" gehandelt, meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Sonntag. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor mitgeteilt, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un habe in einem Brief eine direkte Verbindung zwischen der aktuellen Serie von Raketentests und einem derzeitigen gemeinsamen Militärmanöver der USA und Südkoreas hergestellt.
Pjöngjang betrachtet das Manöver als Provokation und bezeichnet seine Raketentests als "Warnung" an Washington und Seoul. Trump erklärte allerdings im Kurzbotschaftendienst Twitter, der bei ihm eingegangene "lange Brief" Kims habe auch eine "kleine Entschuldigung" des Machthabers für die Tests enthalten (siehe unten).
Laut KCNA wurden die jüngsten Raketentests vom Samstag von Kim persönlich überwacht. Kim habe den Observationsposten bestiegen und "den Testabschuss geleitet", meldete die Agentur. Er habe dann "große Zufriedenheit" über die Testergebnisse zum Ausdruck gebracht.
Konkrete Angaben zu der angeblich getesteten "neuen Waffe" machte KCNA nicht. Das neue System sei den "Geländebedingungen" des Landes angepasst, hieß es lediglich. Der Experte Kim Dong-yub vom Institut für Fernöstliche Studien in Seoul sagte, es handle sich wahrscheinlich um eine neue ballistische Kurzstreckenrakete.
US-Präsident Trump wird nicht nur für seine Tweets über die neue Freundschaft zu dem als unberechenbar empfundenen Diktator kritisiert. Auch über einen Tweet zu einer fragwürdigen Verschwörungstheorie zum Tod des US-Milliardärs Jeffrey Epstein, der wegen mutmaßlicher Vergewaltigung minderjähriger Mädchen in Untersuchungshaft war, erntet der US-Präsident Kritik.
Nordkorea testet wieder Raketen - Trump freut sich derweil über „sehr schönen Brief“
Update vom 10. August, 15 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat ein erneutes Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Aussicht gestellt und zugleich Manöver seiner eigenen Streitkräfte mit Südkorea kritisiert. Trump schrieb am Samstag auf Twitter, ein langer Brief von Kim an ihn sei auch „eine kleine Entschuldigung dafür gewesen, Kurzstreckenraketen zu testen“.
Nordkoreas Militär hatte am Samstag südkoreanischen Angaben zufolge zum fünften Male binnen gut zwei Wochen mehrere Raketen abgefeuert. Bereits am Freitag hatte Trump mitgeteilt, er habe einen „sehr schönen“ Brief von Kim bekommen. Der US-Präsident hat derweil eine neue Idee: Laut eines Zeitungsberichts möchte Donald Trump die größte Insel der Welt kaufen.
Trump teilte am Samstag in zwei Twitter-Nachrichten mit, Kim habe in dem Schreiben „sehr nett“ bekundet, dass er nach einem derzeit laufenden gemeinsamen Manöver von US- und südkoreanischen Truppen bereit für ein Treffen und die Aufnahme von Verhandlungen sei. Nach der von Kim kritisierten Militärübung würden auch die Raketentests enden. Trump schrieb: „Ich freue mich darauf, Kim Jong Un in nicht allzu ferner Zukunft so fernen Zukunft zu sehen!“
„Großartige und wunderschöne Vision“: Trump schmeichelt Kim Jong-un - trotz erneuter Raketentests
Washington/Pjöngjang - Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage hat der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un Raketen testen lassen. International werden diese Drohgebärden als Affront wahrgenommen. Nicht zuletzt wurde es auch als direkter Seitenhieb gegen den US-Präsidenten Donald Trump interpretiert, der mit dem sonst weitgehend isolierten Diktator Ende Juni einen historischen Handschlag an der innerkoreanischen Grenze austauschte. Und die Bindung der beiden Machthaber scheint nicht nur weiterhin zu bestehen - Trump lobt den nordkoreanischen Diktator. Das überrascht, vor allem nach den nordkoreanischen Raketentests in den vergangenen Tagen.
Trump will Kim Jong-un bei seiner Vision für Nordkorea helfen
Kim Jong-un habe eine großartige und wunderschöne Vision für sein Land, teilt Trump nun auf Twitter mit. Und nur mit ihm, Donald Trump, als US-amerikanischem Präsidenten könne Kim Jong-un diese Vision wahrmachen. „Er wird das Richtige tun, denn er ist viel zu schlau, es nicht zu tun. Und er will seinen Freund, Präsident Trump, nicht enttäuschen!“
Kim Jong-un habe womöglich gegen eine UN-Resolution verstoßen, nicht aber das Vertrauen von Trump selbst missbraucht, schreibt der US-Präsident weiter. Auch lobt er den Diktator: Er glaube, dass die Möglichkeiten in Nordkorea unter Machthaber Kim grenzenlos seien.
Bei dem Treffen mit Kim in Singapur im Juni 2018 seien Kurzstreckenraketen nicht besprochen worden, schrieb Trump weiter. Deshalb fühle er sich von Kim Jong-un auch nicht verraten. Dennoch habe Nordkorea zu viel zu verlieren, sollte es das Vertrauen von Trump verlieren. Kurz: Trump gibt Kim Jong-un und seinen Raketentests Rückendeckung, doch seine Worte scheinen zugleich auch eine Warnung mitklingen zu lassen.
Vielleicht hat die neue Versöhnlichkeit Trumps auch etwas an der neuen Versöhnlichkeit Kim Jong-uns. An dieser lässt der nordkoreanische Diktator aber nicht nur den US-Präsidenten teilhaben, sondern auch China. Während die Trump-Regierung mit der Volksrepublik einen erbitterten Konflikt mit gegenseitigen Strafzöllen führt, hatte sich Kim Jong-un am 20. Juni erstmals nach 14 Jahren mit Chinas Staatschef Xi Jinping getroffen. Gesprochen haben die beiden auch über den gemeinsamen Gegner Trump.
US-Präsident Trump und Diktator Kim Jong-un: Die Hintergründe
Zum Hintergrund der wiederbelebten Freundschaft der beiden, international oft als unberechenbar geltenden Machthaber: Nur wenige Monate nach seiner Amtseinführung im Januar 2017 hatte sich Donald Trump zu einem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator bereit erklärt. Im Juli 2017 verkündete Kim Jong-un nach weiteren Raketentests, dass das „gesamte US-Territorium“ nun in Reichweite nordkoreanischer Langstreckenraketen sei. In den folgenden Monaten provozierte Nordkorea die USA mit dem sechsten Atomwaffentest. US-Präsident Trump droht daraufhin auf der UN-Vollversammlung im September 2017 Nordkorea zu zerstören, sollte es nicht einlenken. Auch bezeichnete er den nordkoreanischen Diktator als „kleinen Raketenman“.
Im Januar 2018 drohen sich die beiden Machthaber gegenseitig mit nuklearen Anschlägen. Kim Jong-un warnt Trump, er habe einen „Atomknopf“ auf seinem Schreibtisch, den er jederzeit betätigen könne. Trump antwortet auf Twitter: „Ich habe auch einen Atomknopf, aber es ist ein viel größerer und stärkerer, als seiner - und mein Knopf geht!“
Trump und Kim Jong-un: Gipfeltreffen in Singapur - Überraschende Wende nach der Eskalation
Nach dieser Eskalation folgte eine überraschende Wende. März 2018 lud Kim Jong-un den US-Präsidenten zu einem Treffen nach Nordkorea ein und gab an Atomwaffen- oder Raketentests vorerst auszusetzen. Trump nahm an. Am 12. Juni 2018 trafen sich Donald Trump und Kim Jong-un in Singapur. Ein historisches Ereignis, denn es war das erste Treffen von Staatsoberhäuptern der beiden Länder seit der Gründung Nordkoreas 1948. Und auch das Ergebnis schien auf gewisse Weise historisch: Kim Jong-un sprach sich für die komplette Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel aus. Trump offerierte hingegen Sicherheitsgarantien für Nordkorea. Und man verpflichtete sich neue Beziehungen zueinander aufzunehmen.
Trump und Kim Jong-un: Gipfeltreffen in Hanoi scheitert
Im Februar 2019 gingen die frischen Staatsbeziehungen in die zweite Runde - und scheitern. Am 27. und 28. Februar sollte Nordkoreas nukleare Abrüstung im Fokus stehen. Das Treffen wurde aber vorzeitig beendet - ohne eine gemeinsame Erklärung der beiden Staatsoberhäupter. Trump gab als Grund für eine fehlende gemeinsam unterschriebene Erklärung von Hanoi die Forderung von Kim an, die Sanktionen gegen Nordkorea aufzuheben. Dazu seien die USA noch nicht bereit. Trotzdem sprach das Weiße Haus anschließend von einem „sehr guten und konstruktiven Treffen“. Kim Jong-un ließ einem südkoreanischen Zeitungsbericht nach dem ergebnislosen Gipfeltreffen seinen Sondergesandten für die USA hinrichten.
Im Juni 2019 kam es dann zu dem medienwirksamen Handschlag von Donald Trump und Kim Jong-un an der innerkoreanischen Grenze im geteilten Grenzort Panmunjom auf südkoreanischer Seite. Ein „großer Tag für die Welt“, sagte Trump nach dem 50-minütigen Treffen am 30. Juni.
Kim Jong-Un ist der jüngste Sohn des ehemaligen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il, trotzdem wurde er zu seinem Nachfolger. Eine neue Biografie versucht seinem skrupellosen Wesen auf den Grund zu gehen.
nai