Auftragskiller für 130 Euro? In diesem Land ist es „ziemlich einfach, jemanden loszuwerden“

Stellen Sie sich vor, es gibt einen Ort auf dieser Welt, an dem es lediglich 130 Euro kostet, um das Leben eines Menschen auszulöschen. Obwohl diese Worte bei vielen bereits ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen, entspricht es den tatsächlichen Verhältnissen eines Landes.
Südafrika – Auftragsmorde für unter 130 Euro? In Südafrika ist das offenbar keine Seltenheit. Laut einem Bericht der Schweizer Globalen Initiative gegen grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen (GI-TOC) aus dem Jahr 2021 kostet es zwischen 130 und 8000 Euro, um jemanden für immer loszuwerden. Je prominenter das Opfer und je erfahrener der Killer, desto höher der Preis – im Durchschnitt werden rund 3000 Euro gezahlt.
Im Video: Bekannter Rapper (†35) auf offener Straße ermordet
Doch die Konsequenzen sind tödlich. Eine lukrative Lebensversicherung, ein politischer Zwist oder das Ausschalten von Rivalen oder unliebsamen Buchhaltern – die Motive für Auftragsmorde sind vielfältig und erschreckend. Und die Debatte darüber, wie Südafrika diesem grausamen Verbrechen entgegenwirken kann, ist neu entfacht, nachdem ein bekannter Rapper auf offener Straße im Februar ermordet wurde.
Der Musiker Kiernan Forbes (†35), auch bekannt als AKA, und sein Freund Tebello Motsoane (†41) wurden vor einem Restaurant in Durban erschossen, als sie zu ihrem Auto gingen. Der Täter näherte sich ihnen von hinten, eröffnete das Feuer und floh dann vom Tatort. Die Polizei geht von einem Auftragsmord aus, und das Video der Tat, welches 19 Sekunden dauerte, verbreitete sich rasant im Internet (Anm.d.Red. Das Video ist zum Zeitpunkt der Schussabgabe verpixelt, aber kann dennoch verstörend wirken!).
Zehnthöchste Mordrate auf der ganzen Welt
Ebenfalls im Februar wurde eine Angestellte der Verwaltung von Kapstadt in ihrem Auto erschossen, als sie sich am Eingang der Baustelle eines Immobilienprojekts im Wert von umgerechnet 25,5 Millionen Euro befand. Eine Quelle im Rathaus sagte, dass schon vor dem Mord Unbekannte versucht hätten, mit dem Projekt befasste Mitarbeiter einzuschüchtern und zu erpressen.
Leider ist dieser Mord kein Einzelfall in Südafrika. Das Land hat laut „World Population Review“ die zehnthöchste Mordrate der Welt, und nur jeder fünfte Mordfall wird aufgeklärt. Selbst wenn die Täter vor Gericht kommen, sind sie oft selbst gefährdet. „Es ist ziemlich einfach, jemanden loszuwerden“, sagt Wissenschaftlerin Mary de Haas.
Kann 5000 Euro-Belohnung helfen?
Auch die Stadtverwaltung von Kapstadt sieht die bisherigen Bemühungen zur Bekämpfung von Gewaltverbrechen kritisch. Die vierteljährliche Kriminalstatistik gibt eher Aufschluss über Mängel der Polizeiarbeit als über die Aufklärung von Verbrechen. Aber die Polizei gibt nicht auf – sie nimmt weiterhin Auftragskiller und ihre Hintermänner fest. Und die Stadt Kapstadt hat sogar eine Belohnung von umgerechnet 5000 Euro für Informationen über den Mord an der Verwaltungsangestellten ausgesetzt. Die Frage bleibt jedoch: Wie kann Südafrika die Gewaltkriminalität in den Griff bekommen?
mck/AFP