Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sieht im jüngsten russischen Raketenangriff auf Kiew auch eine klare Botschaft an die Vereinten Nationen. „Herr Putin hat den Mittelfinger gezeigt“, sagte Klitschko in einer Videobotschaft am Freitag.
Kiew war am Donnerstag während eines Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres beschossen worden. Guterres traf sich in der ukrainischen Hauptstadt mit Präsident Wolodymyr Selenskyj, nachdem er zuvor in Moskau ein Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin geführt hatte.
Bei dem Raketenangriff am Donnerstag wurde in Kiew ein 15-stöckiges Wohnhaus etwa drei Kilometer vom Zentrum entfernt beschädigt. Dabei wurden die Journalistin Wira Hyrytsch vom US-Auslandssender Radio Liberty getötet und etwa zehn weitere Menschen verletzt.
Der Angriff galt dem russischen Verteidigungsministerium zufolge der Raketenfabrik Artem. Es war bereits die zweite Attacke auf das Werk. In dem bereits seit mehr als zwei Monaten dauernden russischen Angriffskrieg sind Klitschko zufolge in der ukrainischen Hauptstadt rund 100 Menschen getötet und mehr als 430 verletzt worden.
Die EU blickt mit Sorge auf die Berichte über Explosionen und Anschläge in Transnistrien. Die aus dem prorussischen Separatistengebiet in Moldau gemeldeten Vorfälle beeinträchtigten die Sicherheit und Stabilität des Landes, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag mit. Die Europäische Union fordere die verantwortlichen Akteure auf, eine weitere Destabilisierung der Lage zu vermeiden.
In der seit rund drei Jahrzehnten von Moldau abtrünnigen Region Transnistrien hat es seit Wochenanfang mehrere Explosionen gegeben. Die dortige Regierung wirft der Ukraine vor, diese organisiert zu haben. Kiew weist die Vorwürfe hingegen zurück und spricht davon, dass der russische Geheimdienst FSB Transnistrien in den russischen Krieg gegen die Ukraine hineinziehen wolle.
Der EU-Außenbeauftragte Borrell betonte am Freitag, dass die EU solidarisch an der Seite von Moldau stehe und die Souveränität und territoriale Integrität des Landes unterstütze. Die zurückhaltenden Reaktionen der Behörden in Moldau begrüße man. Diese trügen dazu bei, die Ruhe im Land zu wahren.
In einer Talkshow im russischen Staatsfernsehen zeigte ein Gast, wie russische Atomwaffen angeblich innerhalb von 106 Sekunden Berlin erreichen könnten. Auf dem staatlichen Nachrichtenkanal Rossija 1 drohte ein Talkshow-Gast Deutschland mit dem Einsatz von Atomwaffen. Auf einer Grafik wurde in der Sendung gezeigt, wie russische Raketen, besetzt mit Atomsprengköpfen, innerhalb von 106 Sekunden Berlin erreichen könnten.
Das russische Staatsfernsehen diente dem Kreml-Chef Wladimir Putin schon lange Zeit vor dem eskalierten Ukraine-Konflikt als Propagandamedium. Dort wurde Deutschland auch kürzlich eine Rückkehr in die Nazi-Zeit attestiert.
Laut Medienberichten fügte der Gast hinzu: „Sie müssen sich dieses Bild anschauen. Zählt die Sekunden! Können sie das?“ Weiter soll der Talkshow-Gast laut einem Zeitungsbericht geäußert haben: „Sie verstehen es anders nicht!“ Bei der Rakete, die angeblich eingesetzt werden könnte, handelt es sich offenbar um eine Sarmat-Rakete.
Unlängst testete Russland inmitten des Ukraine-Kriegs die neue Interkontinentalrakete. Es handelt sich um eine Sarmat-Rakete, die der Nato unter dem Codenamen „SS-X-30 Satan 2“ bekannt ist. Die russische Rakete ist die weltweit größte Interkontinentalrakete. Gegenüber dem Spiegel sagte ein Experte: „Im Grunde könnte man so eine Rakete zum Mond schicken.“
Zwei britische freiwillige Helfer sind in der Ukraine nach Angaben einer Hilfsorganisation von russischen Soldaten festgenommen worden. Paul Urey und Dylan Healy seien am Montag an einem Militärkontrollpunkt südlich der Stadt Saporischschja „gefangen genommen“ worden, erklärte die in Großbritannien ansässige Hilfsorganisation Presidium Network am Freitag. Die beiden Männer waren demnach auf eigene Faust in der Ukraine unterwegs, um Menschen bei der Flucht zu helfen.
In Saporischschja hätten Urey und Healy einer Frau und ihren beiden Kindern geholfen, erklärte Presidium Network. Nach der Festnahme hätten russische Soldaten das Haus der Frau gestürmt. „Sie zwangen ihren Mann, sich auf den Boden zu legen, und fragten sie, woher sie diese britischen Spione kenne“, erklärte die Organisation.
Urey und Healy seien Presidium Network bekannt, die beiden Männer stünden aber nicht in Verbindung mit der Organisation. Urey, Geburtsjahr 1977, ist demnach ein erfahrener humanitärer Helfer, der acht Jahre lang in Afghanistan gearbeitet hat. Der im Jahr 2000 geborene Healy ist den Angaben zufolge Küchenleiter bei einer Hotelkette in Großbritannien. Presidium Network gab an, mit dem britischen Außenministerium zusammenzuarbeiten, das dringend um weitere Informationen zur Festnahme der beiden Briten gebeten habe.
Bei den jüngsten Raketenangriffen auf Kiew ist eine Journalistin des US-Auslandssenders Radio Free Europe/Radio Liberty ums Leben gekommen. Wira Hyrytsch sei am Freitag tot unter den Trümmern ihres Wohnhauses in der ukrainischen Hauptstadt gefunden worden, das am Vortag getroffen worden sei, teilte der Sender mit Sitz in Prag mit. Sie habe seit Februar 2018 für den ukrainischsprachigen Dienst von Radio Liberty (Radio Swoboda) gearbeitet.
Die Redaktion von Radio Liberty sprach den Angehörigen der Journalistin und Produzentin ihr Beileid aus. Man werde Hyrytsch als eine „kluge und freundliche Person und als eine echte Expertin“ in Erinnerung behalten, hieß es. Russische Truppen hatten während des Kiew-Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag mehrere Raketen auf die ukrainische Hauptstadt abgefeuert. Dabei wurden ukrainischen Angaben zufolge auch zehn Menschen verletzt.
Russlands Militär hat erstmals vom Einsatz eines U-Bootes bei Raketenangriffen auf ukrainische Ziele berichtet. Im Schwarzen Meer seien von dem Boot aus militärische Einrichtungen der Ukraine mit Raketen des Typs Kalibr beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Dazu veröffentlichte die Behörde ein Video, das den Angriff zeigen soll. Genauere Informationen - etwa zu dem vermeintlich getroffenen Ziel - wurden nicht genannt.
Das U-Boot ist Teil der russischen Schwarzmeerflotte. Insgesamt hat die Flotte sechs U-Boote dieser Bauart, die mit Kalibr-Marschflugkörpern bestückt werden können.
Russlands Schwarzmeerflotte hatte vor rund zwei Wochen ihr Flaggschiff, den Raketenkreuzer „Moskwa“, verloren. Nach einem Brand an Bord war das mehr als 180 Meter lange Schiff, das während des Kriegs gegen die Ukraine für den Beschuss von küstennahen Zielen eingesetzt wurde, gesunken. Die Ukraine gibt an, die „Moskwa“ mit Antischiffsraketen versenkt zu haben. Das russische Militär bestreitet dies und behauptet, das Schiff sei nach einem Brand im Munitionsdepot bei stürmischem Wetter untergegangen.
Seit zwei Monaten tobt der Krieg in der Ukraine bereits. Ein Bericht legt nun nahe, dass die Präsidentschaft des ukrainischen Anführers Selenskyj in den ersten Stunden der Invasion kurz davor war, beendet zu werden.
Laut Recherchen des Journalisten Simon Shuster vom US-amerikanischen Magazin „Time“ waren die russischen Angreifer bereits in den Morgenstunden des ersten Kriegstages nahe dran, Selenskyj in ihre Obhut zu bringen. In dem Bericht heißt es weiter, dass die russischen Truppen in diesen entscheidenden Stunden zwei Versuche unternommen hätten, in das Präsidialgebäude in Kiew zu gelangen.
Selenskyj habe Shuster berichtet, wie russische Truppen ihn und seine Familie fast gefunden hätten, als sie am ersten Kriegstag versuchten, das Regierungsviertel der Hauptstadt zu erobern. Das ukrainische Militär habe Selenskyj mitgeteilt, dass russische Einsatzkommandos mit dem Fallschirm über Kiew abgesprungen seien, um ihn und seine Familie zu töten oder gefangen zu nehmen.
Der Versuch scheiterte allerdings, woraufhin in dem Viertel heftige Straßenkämpfe und Schießereien ausgebrochen sein soll.
Einen Tag nach dem Besuch von UN-Generalsekretär António Guterres in Kiew hat Russlands Militär Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt bestätigt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sagte am Freitag in Moskau, Hochpräzisionsraketen mit großer Reichweite hätten Fabrikgebäude des ukrainischen Raketenherstellers „Artem“ getroffen. Den genauen Zeitpunkt der russischen Angriffe nannte er nicht.
Ukrainischen Angaben zufolge ereigneten sich die Angriffe am Donnerstagabend, als Guterres noch in der Stadt war. Dabei sei auch ein Wohnhaus getroffen worden. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete am Freitag, dass aus den Trümmern eine Leiche geborgen worden sei. Zudem seien zehn Menschen verletzt worden. Guterres sagte dem britischen Sender BBC: „Ich war geschockt zu hören, dass in der Stadt, in der ich mich aufhalte, zwei Raketen explodiert sind.“
Insgesamt zerstörten die russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte nach Angaben aus Moskau in den vergangenen Stunden 112 Objekte der ukrainischen Armee, darunter vier Waffen- und Raketenlager im Gebiet von Mykolajiw. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nach einer Umfrage für das ZDF-“Politbarometer“ unterstützt eine Mehrheit der Deutschen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. 56 Prozent sprachen sich in der am Freitag veröffentlichten Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen dafür aus, dass Deutschland schwere Waffen wie Panzer liefert. 39 Prozent waren dagegen.
Im März wurde eine Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine im „Politbarometer“ noch mehrheitlich abgelehnt. Überwiegend Kritik gibt es in der aktuellen Umfrage vom April nun nur in den Anhängerschaften von Linke (72 Prozent) und AfD (56 Prozent).
Dass mit der Lieferung schwerer Waffen die Gefahr eines russischen Angriffs auf westliche Staaten steigt, glauben 59 Prozent. Nicht dieser Meinung sind 36 Prozent. Generell meinen nur 38 Prozent, dass der Krieg auf die Ukraine beschränkt bleibt, während 54 Prozent damit rechnen, dass Russland auch noch andere Länder angreifen wird.
Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen befragte für die repräsentative Erhebung in der Zeit vom 26. bis 28. April 1170 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte per Telefon. Die mögliche Fehlerquote liegt zwischen zwei und drei Prozent.
Die US-Regierung vermutet Medienberichten zufolge russische Geheimdienste hinter einer Farbattacke auf den Friedensnobelpreisträger und Kremlkritiker Dmitri Muratow. Die Washington Post zitierte einen US-Regierungsbeamten am Donnerstag (Ortszeit) mit den Worten, die Vereinigten Staaten könnten bestätigen, dass russische Geheimdienste den Angriff auf den Chefredakteur der Nowaja Gaseta eingefädelt hätten. Auch die New York Times berichtete darüber.
Auf einem Foto, das die Nowaja Gaseta veröffentlicht hatte, ist zu sehen, wie Muratows Gesicht, Oberkörper und Arme mit roter Ölfarbe überdeckt waren. Der Journalist wurde nach Angaben der Zeitung am 7. April im Zug von Moskau nach Samara von einem Mann angegriffen. Der Angreifer schrie demnach: „Muratow, nimm‘ das für unsere Jungs.“ Wie die „New York Times“ berichtete, führte die mit Aceton versetzte Farbe zu Verätzungen an den Augen.
(Auf dem Foto ist Farbe zu sehen, kein Blut. - Anmerkung der Redaktion)
Muratow hat den Angriffskrieg von Kremlchef Wladimir Putin gegen die Ukraine öffentlich kritisiert. Der 60-Jährige hatte vergangenes Jahr zusammen mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa den Friedensnobelpreis erhalten. Das Erscheinen seiner Zeitung ist inzwischen wegen des Drucks russischer Behörden vorübergehend eingestellt. Regierungskritische Journalisten werden in Russland immer wieder Ziel von Anschlägen.
Ein amerikanischer Söldner ist in der Ukraine im Kampf gegen russische Truppen getötet worden. Das berichtete der US-Sender CNN in der Nacht zum Freitag unter Berufung auf die Mutter des 22-Jährigen. Der ehemalige US-Marineinfanterist in den Diensten einer privaten Firma zur Vermittlung von Söldnern sei am Montag ums Leben gekommen.
Der 22-Jährige habe sich unmittelbar nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine als Vertragskämpfer bei der namentlich nicht genannten Firma gemeldet und seit Mitte März mit seiner Söldner-Einheit, die aus Männern aus verschiedenen Ländern bestand, die ukrainischen Truppen unterstützt.
Prominente wie die Feministin Alice Schwarzer, der Schriftsteller Martin Walser und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dürfe kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die Nato geliefert werden, schreiben die Unterzeichner in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sie warnen vor der Gefahr eines Dritten Weltkrieges. Zu den 28 Erstunterzeichnern gehören der Autor Alexander Kluge, der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, der Sänger Reinhard Mey, die Kabarettisten Gerhard Polt und Dieter Nuhr, die Schauspieler Lars Eidinger und Edgar Selge und die Schriftstellerin Juli Zeh.
Der Bundestag hatte am Donnerstag mit großer Mehrheit die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gebilligt. Anders als viele Kritiker, die Scholz eine zaudernde Haltung vorwerfen, bekunden die Unterzeichner des Briefes ihre Unterstützung dafür, dass der Bundeskanzler bisher alles getan habe, um eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs zum Dritten Weltkrieg zu vermeiden. „Wir hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprüngliche Position besinnen und nicht, weder direkt noch indirekt, weitere schwere Waffen an die Ukraine liefern. Wir bitten Sie im Gegenteil dringlich, alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können.“
Die Unterzeichner betonen, dass Putin mit dem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht gebrochen habe. Dies rechtfertige aber nicht, das „Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen“. Die Lieferung großer Mengen schwerer Waffen könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. „Ein russischer Gegenschlag könnte sodann den Beistandsfall nach dem Nato-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen.“
Während UN-Generalsekretär António Guterres die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht hat, sind in der Nähe russische Raketen eingeschlagen. AFP-Reporter vor Ort sahen ein brennendes Gebäude, von dem dichter Rauch aufstieg. Es handelte sich um den ersten russischen Luftangriff auf Kiew seit rund zwei Wochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf der russischen Regierung vor, die UNO „demütigen“ zu wollen.
Laut Selenskyj wurde Kiew mit fünf Raketen angegriffen. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden mindestens zehn Menschen verletzt. Ein 25-stöckiges Wohngebäude sei teilweise zerstört worden. Ein Sprecher des UN-Generalsekretärs schrieb an Journalisten, Guterres und sein Team seien in Sicherheit, aber „schockiert“.
Guterres hatte am Dienstag Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Moskau getroffen. Anschließend reiste er weiter in die Ukraine, wo er am Donnerstag zunächst mehrere Vororte von Kiew besuchte, in denen russische Soldaten nach ukrainischen Angaben Kriegsverbrechen begangen hatten.
Der Ticker von Donnerstag (28. April) zum Nachlesen.
nt/ afp /dpa
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