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Empörende Szenen im Video: Kutscher schlägt auf am Boden liegendes Pferd

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Von: Markus Zwigl

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An der Kreuzung Tiefer Graben/Heidenschuß rutschte ein Pferd auf der glatten Fahrbahn aus. Ein Augenzeuge verständigte geistesgegenwärtig die Polizei, die den Unfallort absicherte.
An der Kreuzung Tiefer Graben/Heidenschuß rutschte ein Pferd auf der glatten Fahrbahn aus. Ein Augenzeuge verständigte geistesgegenwärtig die Polizei, die den Unfallort absicherte. © privat

Bereits am vergangenen Samstag (23. Januar) soll es in Wien zu einem Fiaker-Unfall gekommen sein. Ein veröffentlichtes Video von Augenzeugen zeigt ein am Boden liegendes Pferd, welches über Minuten nicht in der Lage war aufzustehen. Der Kutscher versuchte durch Schläge auf das Hinterteil, das Tier zum Aufstehen zu animieren.

Wien - Laut einem Bericht des Vereins gegen Tierfabriken soll sich der Vorfall am Samstagmittag im 1. Wiener Gemeindebezirk abgespielt haben. Unter Berufung auf Augenzeugen soll ein Pferd beim Abbiegen des Gespanns auf dem glatten Asphalt ausgerutscht und zu Sturz gekommen sein. Demnach sei nicht klar gewesen, ob das Tier verletzt war oder einfach unter Schock stand.

Wie ein entsprechendes Video belegt, bewegte sich das Tier nach dem Sturz nicht und war nicht in der Lage selbstständig aufzustehen. Die von Augenzeugen alarmierte Polizei soll den Fiaker-Fahrer zur Verständigung der Tierrettung aufgefordert haben. Ob dies geschah, ist unklar. Eine entsprechende Polizeimeldung zu dem Geschehen gibt es offenbar nicht.

Erst nach einer guten Viertelstunde sei das Pferd in der Lage gewesen, aus eigener Kraft wieder aufzustehen. Zudem ist nicht überliefert, ob das Pferd nach dem Unfall noch selber die Kutsche heimziehen musste oder ob es abgeholt wurde. Ein Augenzeuge wird mit den Worten: „Der Vorfall zeigt wiederum eindeutig, dass der Fiakerbetrieb in der Stadt, ob im Sommer oder Winter, oft mit Tierquälerei verbunden ist“, zitiert.

Sprecher der Wiener Qualitätsfiaker: Dem Pferd geht es gut

Marco Pollandt, Sprecher der Wiener Qualitätsfiaker, erklärte gegenüber vienna.at hingegen: „Dem gestürzten Pferd geht es gut, unser Pferd Kathi wurde bereits unmittelbar nach dem Vorfall von der zuständigen Tierärztin untersucht. Es hat zum Glück nicht einmal eine Schramme abbekommen. Kutscher und Behörden haben richtig gehandelt und ruhig gewartet, bis ein Kollege da war, der dann das Geschirr des Pferdes geöffnet hat. Erst dann kann das Pferd aufstehen“

Und ergänzte: „Die meisten Menschen haben so etwas noch nie gesehen. Solche Dinge passieren jedoch gelegentlich, genauso wie auch Menschen stürzen oder ausrutschen“. Dies habe laut Wiener Qualitätsfiakern aber nichts mit dem Umgang zu tun. Unterschiedlichsten Statistiken zufolge würden sich die meisten Pferde auf der Koppel verletzen, wenn keiner aufpasst.

VGT fordert Fahrverbot bei Glatteisgefahr

VGT-Campaigner Georg Prinz sieht die Situation anders: „Es ist leider mittlerweile zum traurigen Gesetz geworden: In Wien verging seit Oktober fast kein Monat ohne tragischen Fiaker-Unfall. Dieser Vorfall zeigt: Eine Stadt ist kein Ort für Pferde. An jeder Ecke lauern Gefahren. Ich frage mich bei jedem Unfall aufs Neue: Wie verantwortungslos müssen Fiakerfahrer sein, wenn sie Pferde tagtäglich diesen Gefahren aussetzen? Und wie kann die Regierung der Stadt Wien bei dieser beispiellosen Unfallserie tatenlos zuschauen? Wenn Wiens Tierschutz-Stadtrat Jürgen Czernohorszky seinem Amt gerecht werden will, sollte er sich für ein Ende der Fiaker in Wien einsetzen.“ Der VGT fordert ein Fahrverbot bei Glatteisgefahr.

Jüngster Vorstoß lief ins Leere

Der jüngste Vorstoß gegen die Wiener Pferdekutschen im vergangenen Sommer lief vorerst ins Leere. Der Grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch hatte eine Debatte um die bei Touristen beliebten Kutschen losgetreten, als er in einem TV-Interview diesen Einsatz von Tieren in der hektischen Großstadt infrage stellte. „Ich halte das ein bisschen für aus der Zeit gefallen“, sagte er. „Man sollte sich Gedanken darüber machen, nämlich wirklich aus Gründen des Tierschutzes, ob man ein Pferd diesem Stress abseits der Hitze überhaupt noch aussetzen sollte“.

Die Stadtregierung Wiens war jedoch nicht willens, über eine Abschaffung zu verhandeln, sondern höchstens darüber, ob das derzeitige Fahrverbot für Fiaker ab 35 Grad auf 30 Grad gesenkt werden könnte. Und selbst das wäre rechtlich schwierig, wie ein Rathaus-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Denn die im Wiener Fiakergesetz verankerte Temperaturgrenze gelte streng genommen für Kutscher und nicht für Pferde. Auch das Tierschutzgesetz biete keine passende rechtliche Grundlage.

Im Verlauf der Debatte einigten sich das auch für Tiere zuständige Gesundheitsministerium mit dem Wiener Rathaus, dass eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben wird, um die Auswirkung der Sommerhitze auf die Pferde zu untersuchen.

Tierschützer zeigten sich in der Folge enttäuscht, dass Rauchs Vorstoß ins Leere lief. „Ein völliges Politikversagen, die Leidtragenden sind wie immer die Tiere“, konstatierte Georg Prinz vom Verein gegen Tierfabriken und kündigte weiteres Engagement gegen Fiaker an. Dabei darf sein Verein jedoch künftig nicht mehr behaupten, dass immer wieder Kutschpferde wegen der Hitze kollabieren, wie ein Gericht urteilte.

mz

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