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„Ziel Österreich“ kann vieles sein: So liefen die Abfahrtssperren am reisestärksten Wochenende

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Von: Michael Hudelist

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Wie hier in Kuchl wurde jeder Abfahrende schon auf der Autobahn nach seinem Reiseziel gefragt, viele wurden auf die Fahrspur zurückgeschickt.
Wie hier in Kuchl wurde jeder Abfahrende schon auf der Autobahn nach seinem Reiseziel gefragt, viele wurden auf die Fahrspur zurückgeschickt. © hud

Wie funktionieren die Abfahrtssperren von der Tauernautobahn in der Praxis? Ein Lokalaugenschein am stärksten Reisewochenende in den Süden zeigt an den Ausfahrten Hallein und Kuchl: die Kontrollen durch die Mitarbeiter des Autobahnbetreibers Asfinag noch auf der Autobahn - direkt am Beginn der Ausfahrt - bringen mehr Erfolg als das bisherige Aufhalten der Urlauber wenn sie schon von der Autobahn abgefahren sind. Vollgepackte Autos auf der Autobahn zu halten, scheint also einfacher zu sein als sie – wie in den vergangenen Sommern – von der Bundesstraße wieder auf die Autobahn zu bringen. 

Hallein/Kuchl – Samstagmittag, 12 Uhr, die erste Ausfahrt auf der Tauernautobahn vom Walserberg kommend, Salzburg-Süd/Berchtesgaden, ist offiziell offen, hier fahren viele Urlauber in Richtung Berchtesgaden, aber eben nicht nur. Die Navis zeigen den kilometerlangen Stau auf der Tauernautobahn und die Blockabfertigung vor dem ersten langen Tunnel, den Ofenauertunnel bei Golling an und bieten Ausweichrouten an, zum Beispiel über die Landesstraße in Richtung Hallein. Tatsächlich fahren viele deutsche und holländische Kennzeichen ab. Viele haben auch schon vorher die bundesdeutsche A8 bei Traunstein verlassen und haben sich über die Bundesstraße in Richtung Freilassing und weiter nach Salzburg geschlängelt. 

„Ziel Österreich“ muss kein Hotel sein

An der zweiten Ausfahrt in Richtung Süden, Puch-Urstein, ist um 12.15 Uhr keine Kontrolle zu sehen, keine Asfinag, kein Sicherheitsdienst und keine Polizei, und tatsächlich fahren auch hier schon viele Urlauber von der A10 ab, obwohl Verkehrszeichen angeben, dass man nur mit einem Ziel in Österreich abfahren darf. Aber dieses „Ziel“ muss kein Hotel oder Campingplatz sein, das Ziel kann auch die nächste Tankstelle, das nächste Gasthaus oder der nächste Supermarkt sein, zumindest wenn man gefragt wird. 

Kuchler Bürgermeister: Könnten Ausfahrt auch baulich sperren

Bei der Ausfahrt Kuchl treffen wir gegen 13 Uhr dann einen Mercedes-Bus der Asfinag, gekennzeichnet als Traffic-Manager, also Mitarbeiter, die normalerweise Unfallstellen oder Pannenfahrzeuge absichern. Zwei Mitarbeiter stehen in ihren Neonfarbenen „Uniformen“ direkt auf der Ausfahrtsspur, „Wo soll’s denn hingehen?“ wird jeder Lenker mit Nicht-Salzburger-Kennzeichen freundlich gefragt? „Ah, nach Slowenien, dann fahren Sie bitte zurück auf die Fahrspur, Sie dürfen die Autobahn nicht verlassen. Gute Fahrt.“. Die Autofahrer reagieren trotz bereits mehrerer Stunden im Stau mit Verständnis, die meisten halten sich an die Anordnung.

Wie hier in Kuchl wurde jeder Abfahrende schon auf der Autobahn nach seinem Reiseziel gefragt, viele wurden auf die Fahrspur zurückgeschickt.
Wie hier in Kuchl wurde jeder Abfahrende schon auf der Autobahn nach seinem Reiseziel gefragt, viele wurden auf die Fahrspur zurückgeschickt. © hud

Aber es gibt auch einige, die abfahren dürfen, „Mein Mann muss nach drei Stunden Stau ganz dringend auf die Toilette“, so eine Lenkerin, nachdem die kommende Raststätte in Golling völlig überlastet ist gilt dieser Grund. Bei der Ausfahrt Kuchl auch zahlreiche Fahrzeuge mit Traunsteiner- und BGL-Kennzeichen, sie versichern glaubhaft, dass sie einen Tagesausflug im Tennengau vorhaben. Der Bürgermeister von Kuchl, Thomas Freylinger, lobt die Asfinag-Kontrollen, „es ist bei uns im Ort sehr viel weniger Durchzugsverkehr als zu Beginn der Feriensaison“. Er hat mit dem Land auch eine besondere Lösung ausgehandelt: wenn trotz Kontrolle zu viele Autos in Kuchl abfahren würden könnte die Ausfahrt richtig gesperrt werden, also baulich. Dann müssten auch die Einheimischen über Hallein ausweichen. 

Nicht alle fahren ans Meer

Die Abfahrt in die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes Salzburg, Hallein, wird ebenfalls von den Asfinag Traffic-Managern überwacht. Hier stauen sich zum Teil bis zu zehn Fahrzeuge auf der Abfahrtsspur, doch jeder Lenker wird nach seinem Ziel gefragt, viele werden auf die Fahrspur zurückgewiesen, viele werden aber auch durchgelassen. „Wir fahren zu Mc Donald’s zum Essen, das ist doch ein Grund oder?“, so ein Fahrer aus Baden-Württemberg, der verschmitzt lächelt, kontrollieren lässt sich sein Grund natürlich nicht. Aber es gibt auch Touristen, die tatsächlich ein Urlaubsziel in Salzburg angeben, schließlich fahren ja nicht alle ans Meer. 

Anders die Situation auf den Schleichwegen neben der Autobahn, vor allem in Wals-Siezenheim und Grödig. Hier stöhnen die Anwohner, wieder einmal. Viele Urlauber kommen über den Kleinen Walserberg und suchen sich dann eine Route durch Wals-Siezenheim in Richtung Hallein. Auch in Hallein selbst staut es sich teilweise an neuralgischen Punkten, aber auch durch mehr einheimische Fahrer, also HA-Kennzeichen, die normalerweise auf der Autobahn in Richtung Golling und weiter fahren und bei einem Stau auf der Tauernautobahn naturgemäß auf der Bundesstraße bleiben. 

hud

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