Drama am Bahngleis: Zug überfährt zwei Jugendliche - Ermittlungen wegen vorsätzlichen Totschlags

Nach einer Party wartet eine größere Gruppe Jugendlicher auf die S-Bahn. Einige von ihnen geraten in Streit. Als der Zug einfährt, geschieht ein Drama.
Update, 28. Januar:
Nach der tödlichen Tragödie auf dem Nürnberger S-Bahnhof Frankenstadion wird gegen zwei 17-jährige Jugendliche wegen vorsätzlichen Totschlags ermittelt. Dem bisherigen Kenntnisstand zufolge hätten die beiden jungen Männer billigend in Kauf genommen, dass ihre Kontrahenten von einem herannahenden Zug erfasst werden, sagte Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke am Montag. Gegen die Jugendlichen war am Sonntag von einem Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen zweifachen Totschlags erlassen worden, sie kamen in Untersuchungshaft.
Bei der Auseinandersetzung waren am Samstag kurz nach Mitternacht drei 16-Jährige ins Gleis gestürzt - einer der drei Jugendlichen konnte sich durch einen Sprung vor dem gerade einfahrenden Zug retten, die beiden anderen wurden mitgerissen. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Wie die Jugendlichen ins Gleis gerieten und was den Streit auslöste, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. „Es kann noch kein Zwischenstand mitgeteilt werden, um nicht die noch anstehenden weiteren Zeugenvernehmungen zu beeinflussen“, erklärte die Staatsanwältin.
Zur Tatzeit warteten auf dem Bahnsteig laut Polizei rund 150 vor allem junge Menschen. Sie kamen von einer Party in einer nahegelegenen Diskothek und wollten mit einem der letzten Züge nach Hause fahren. (dpa)
Erstmeldung, 26. Januar:
Nürnberg (dpa) - Ein Streit am S-Bahn-Gleis hat zum Tod zweier Jugendlicher nach einer Party in Nürnberg geführt.
Drei 16-Jährige stürzten am Samstag kurz nach Mitternacht vom Bahnsteig auf die Schienen - nur einer konnte sich nach Polizeiangaben vor dem gerade einfahrenden Zug retten. Die anderen beiden Jungen wurden von der S-Bahn erfasst und getötet.
Wenige Stunden nach der Tat nahm die Kripo zunächst einen 17 Jahre alten Verdächtigen fest. Später wurde ein weiterer Jugendlicher gleichen Alters ermittelt. Gegen die beiden jungen Deutschen hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehle beantragt. Sie sollten am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag.
Die beiden 17-Jährigen sollen dafür verantwortlich sein, dass ihre drei Kontrahenten vom Bahnsteig in die Gleise fielen. Die Ermittler ließen zunächst offen, ob die mutmaßlichen Täter die drei Jüngeren geschubst, geschlagen oder getreten haben. Dies müssten die weiteren Ermittlungen noch konkret zeigen, erklärte der Polizeisprecher.
Zum Tatzeitpunkt sei eine Traube von Menschen in unmittelbarer Nähe gewesen. Deswegen seien die Ermittlungen zum genauen Geschehen sehr schwierig, Dutzende Zeugen müssten befragt werden. Die Kripo wertet auch die Videoaufnahmen der Überwachungskameras aus dem Bahnhof aus. Die Mordkommission des Nürnberger Polizeipräsidiums ermittelt wegen des Verdachts von Tötungsdelikten gegen die beiden verdächtigen Jugendlichen. Nach ersten Erkenntnissen habe ein «völlig nichtiger Anlass» zu dem Streit zwischen den mindestens fünf Jugendlichen am S-Bahnhof Frankenstadion geführt, erläuterte der Sprecher.
Die Beamten nahmen kurz nach der tödlichen Tragödie in der Nacht ihre Ermittlungen auf. Am Morgen wurde der erste Tatverdächtige aufgrund von Zeugenaussagen identifiziert und festgenommen. Später wurde auch der Junge gefunden, der von den Schienen entkommen konnte. Anschließend gab es Hinweise auf den zweiten Verdächtigen. Die Jugendlichen sollen nun zu der Tat weiter befragt werden.
Zur Zeit des Geschehens waren laut Polizei rund 150 Menschen auf dem Bahnsteig und in der ankommenden S-Bahn. Dass der Bahnhof um diese Uhrzeit relativ stark frequentiert war, lag an einer Feier von Jugendlichen in der Nähe. Eine große Zahl der Partygänger soll am Freitag gegen 24.00 Uhr die Veranstaltung verlassen haben und zu dem Bahnhof gegangen sein. Viele Anwesende wurden nach der Tragödie von Notfallseelsorgern betreut, die Verkehrsgesellschaft schickte zwei Linienbusse als Aufenthaltsort für die Zeugen an den Bahnhof.
Das Geschehen führte zu einem Großeinsatz. Neben Polizisten waren Notärzte und Sanitäter sowie Feuerwehrleute am Ort des Geschehens. Beamte der Spurensicherung untersuchten den Tatort. Mehrere Stunden lang wurde die Bahnstrecke deswegen gesperrt.