Nur jetzt im Sommer: Dieses seltene Naturspektakel könnt Ihr derzeit am Himmel beobachten

In klaren Sommernächten, wie jetzt im Juli, hält der Himmel wieder einige Naturphänomene bereit. Eines davon ist selten und daher ein echtes Highlight. Was es sonst noch diesen Monat am Sternenhimmel zu entdecken gibt, hat unser Astronomie-Experte Markus Dorfberger für Euch zusammengefasst.
Sie sind ein seltenes Himmelsspektakel, nur im Sommer und bei klarem Himmel zu beobachten: Leuchtende Nachtwolken. Mit etwas Glück kann man diese sensationellen, silbrig-blau schimmernden Naturphänomene in diesen Tagen beobachten.
Selten und wunderschön: Leuchtende Nachtwolken
Leuchtende Nachtwolken können bei uns in Südostbayern von Juni bis August beobachtet werden. Sie sind ein seltenes, aber ein sehr schönes Naturschauspiel. Etwas einfacher lassen sich leuchtende Nachtwolken in Norddeutschland beobachten. Am häufigsten sind sie hier bei uns zwischen Mitte Juni und Mitte Juli zu sehen. Vorausgesetzt, dass sich die Sonne minimal 6° und höchstens 16° unter dem Horizont befindet.
Für eine erfolgreiche Beobachtung benötigt man freie Sicht auf den Horizont. Wenn man fotografieren will, entfernt man sich am besten von künstlichen Lichtquellen. Die beste Beobachtungszeit ist gegen Ende der bürgerlichen Dämmerung (Die bürgerliche Dämmerung beginnt mit dem Sonnenuntergang und endet nach astronomischer Definition, wenn der Mittelpunkt der Sonnenscheibe 6 Grad unter dem wahren Horizont steht.) Zwischen der Stelle, wo die Sonne untergegangen ist und wo sie morgens wieder aufgeht, ist die beste Himmelsrichtung, um sich das Spektakel anzusehen. Mit einem Fernglas lassen sich dann sehr feine Strukturen in den Wolken beobachten.
Was sind eigentlich diese leuchtenden Nachtwolken?

Leuchtende Nachtwolken (engl. noctilucent clouds - NLC) sind zarte silbrig-weiße Wolken in der oberen Atmosphäre der Erde. Die leuchtenden Nachtwolken können als „eigenschaftslose“ Bänder erscheinen, zeigen aber häufig ausgeprägte Muster wie Streifen, wellenartige Strukturen oder Wirbel. Sie bestehen aus Eiskristallen.
Von den uns bekannten Wolkenarten unterscheiden sich die leuchtenden Nachtwolken durch die große Höhe, in der sie auftreten. Während „normale“ Wolken in unseren mittleren Breiten bis in Höhen von bis zu 15 km zu finden sind, erscheinen leuchtende Nachtwolken in einer Höhe von 80 bis 85 km. In dieser Höhe befindet sich die kälteste Zone der Atmosphäre, die sogenannte Mesopause. Nirgendwo sonst auf unserem Planeten lassen sich in natürlicher Umgebung so tiefe Temperaturen messen. Dort werden in aller Regel zwischen Mitte Mai und Mitte August Werte von unter -140 °C erreicht. Diese niedrigen Temperaturen werden benötigt, damit bei der in diesen Höhen sehr geringen Wasserdampfkonzentration kleine Eiskristalle an Staubpartikeln kristallisieren, wodurch die leuchtenden Nachtwolken entstehen.
Der Ursprung dieser für die Entstehung notwendigen Kristallisationskerne ist noch nicht vollständig geklärt und Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen. Zuerst beobachtete man die Nachtwolken in den entsprechenden mittleren bis nördlichen Breiten zwei Jahre nach dem Ausbruch des Krakatau im Jahre 1885 und interpretiere diese als Folgeerscheinung des Vulkanausbruchs, der diese Partikel bis in jene Höhen transportierte.
Allerdings wurden leuchtende Nachtwolken auch in den folgenden Jahrzehnten gesichtet. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Staub von Meteoren stammt, die in diesen Höhen verglühen. Das geheimnisvolle Leuchten der Wolken entsteht durch gestreutes Sonnenlicht. Wenn die Sonne etwa sechs bis 16 Grad unter dem Horizont nach dem Sonnenuntergang oder vor dem Sonnenaufgang steht, erscheint der Himmelshintergrund bereits dunkel. Doch die Wolken werden aufgrund ihrer enormen Höhe von der schräg unter dem Horizont stehenden Sonne angestrahlt und erscheinen als leuchtende Nachtwolken. Die Eispartikel streuen vor allem den grünen, blauen und violetten Anteil des sichtbaren Lichtes, wobei der blaue Anteil bevorzugt wird und den Nachtwolken so ihre blaue Charakteristik verleiht.
Sternenhimmel im Juli

[Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher.!]
Der Juli ist der beste Monat, um die südlichen Sternbilder Skorpion und Schütze zu beobachten. Von Südostbayern aus sind sie sehr nah am Horizont zu finden. Wer jedoch in der Mittelmeerregion Urlaub macht, kann sie deutlich höher am Himmel sehen. Oberhalb von Skorpion und Schütze verbergen sich die unscheinbaren Sternbilder Schlangenträger, Schlange und darüber der Herkules. Die besonders hellen Sterne am Himmel sind Arktur im Bootes, Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Über dem Südosthorizont ist der Planet Saturn gerade aufgegangen. Das Band der Milchstraße zieht sich quer über den Himmel. Da es bei uns im Juli aber nachts nicht ganz dunkel wird, ist es besser, die Milchstraße erst im August anzuschauen. Der Große Bär ist auf der Sternkarte nur noch zum Teil zu sehen. Er sinkt zunehmend dem Horizont entgegen und ist jetzt in nordwestlicher Richtung zu finden.
Mond- und Sonnenaufgangs Plus Untergangszeiten für Rosenheim:
- Mond 1. Juli:
Aufgang 6:57 Uhr beleuchtet zu 5,5 % zunehmend, Monduntergang um 23:16 Uhr Mond 15. Juli:
Untergang 7:02 Uhr beleuchtet zu 97,4 % abnehmend, Mondaufgang um 22:53 Uhr Mond 31. Juli:
Aufgang 8:13 Uhr beleuchtet zu 7,6 % zunehmend, Monduntergang um 22:27 Uhr
(7.Juli zunehmender Halbmond / 13. Juli Vollmond / 20. Juli abnehmender Halbmond / 28. Juli Neumond)
Sonne 1.Juli:
Aufgang 5:16 Uhr, Sonnenuntergang um 21:13 Uhr
Sonne 15. Juli
Aufgang 5:28 Uhr, Sonnenuntergang um 21:06 Uhr
Sonne 31. Juli
Aufgang 5:46 Uhr, Sonnenuntergang um 20:48 Uhr
Wir wünschen euch wie immer einen klaren Himmel und viel Spaß beim Beobachten!
Markus Dorfberger
Unsere Sternenexperten:
Alles über den aktuellen Sternenhimmel, astronomische Beobachtungen oder den derzeitigen Mondstand erfahrt Ihr bei den Astronomie-Experten der Sternwarte in Laufen, sowie bei www.der-himmel-im-suedosten.de, viele Infos findet Ihr auch auf www.facebook.com/derHimmelimSuedosten.
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