Bob: Lochner setzt Karriere fort und hat große Ziele - „Weltmeister 2023 - Warum nicht?“

Johannes Lochner hängt noch mindestens ein Jahr im Bobsport dran. Im Interview erklärt der Silbermedaillengewinner aus Peking seine Gründe und nennt seine ambitionierten Ziele für die kommende Saison.
Schönau am Königssee - Johannes Lochner macht weiter. Mit zwei olympischen Silbermedaillen war der 31-jährige Vierer- und Zweierbob-Pilot im Februar aus Peking zurückgekehrt. Eine Karriere-Fortsetzung ließ er danach offen.
Bereits während der Interviews in der olympischen Mixed- Zone meinte Lochner, erst daheim mit Freundin und Familie alle Eventualitäten durchdiskutieren zu wollen, da „für den sportlichen Erfolg am Ende alle an einem Strang ziehen müssen“.
Denn eines war für ihn klar: Nur aus Spaß würde er sich keinen weiteren Sommer durch eine Vorbereitung quälen. Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Das „Bob-Team Johannes Lochner“ wird zumindest noch eine Weltcupsaison und die Weltmeisterschaft im Februar 2023 in St. Moritz bestreiten. – Wir haben uns mit dem Hansi unterhalten.
Johannes Lochner im Interview: Mehrere Gründe sprechen für die Fortsetzung der Karriere
Es wirkt so, als hätten Sie sich die Entscheidung einer Karriere-Fortsetzung nicht einfach gemacht?
Johannes Lochner: Eigentlich nicht. Nach den Spielen stand erstmal ein langer Urlaub auf dem Programm. Das kam in den letzten Jahren wegen Masterarbeit und Olympiavorbereitung zu kurz.
Welche Gründe sprachen letztlich fürs Weitermachen?
Lochner: Nach Olympia wollte ich mit dem geplanten Hausbau beginnen, um die Familienplanung voranzutreiben. Leider haben wir das gewünschte Objekt nicht bekommen, jetzt müssen wir uns weiter nach einem geeigneten und vor allem bezahlbaren Grundstück umschauen – was hier unten am Königssee nicht so einfach ist. Zudem wollte ich beruflich schauen, wie es für mich weitergeht. Ich habe den ganzen Sommer über so unfassbar viele Termine, dass es, so blöd es klingt, wirklich keinen Sinn macht, ernsthaft beruflich durchzustarten. Wir kümmern uns gerade um die Firmenübergabe von Elektro Lochner, aber ein richtiger 40 Stunden-Job als Angestellter in einer Firma, um für zwei, drei Jahre richtig in den Job reinzuschnuppern, wäre momentan zeitlich einfach nicht drin. Damit verschiebt sich die für später geplante Selbstständigkeit, weil ich da noch mehr Arbeitsstunden investieren müsste.
Sie hatten in der abgelaufenen Saison mit einer hartnäckigen Verletzung zu kämpfen. Sogar die Olympia-Teilnahme stand kurz auf der Kippe.
Lochner: Ich habe jetzt geschaut, wieder fit zu werden, begann zu trainieren. Das passt. Ich habe gemerkt, dass es mich reizt, bis zur WM in St. Moritz nochmal voll durchzustarten.
Haben der Blick auf den Weltcup-Kalender und die Aussicht auf Zuschauer an der Bahn Ihre Entscheidung erleichtert?
Lochner: Dass ich die Natureisbahn in St. Moritz liebe und dort im Grunde immer gut fahre, ist kein Geheimnis. Die Atmosphäre ist in der Schweiz immer besonders, dort den Karriereabschluss vor Zuschauern, mit Familie und Freunden zu feiern, ist definitiv reizvoll. Die geplanten Starts in Amerika machen den Weltcup-Kalender ebenfalls attraktiver. Die Übersee-Tour macht mir definitiv Spaß, wir sind zwar auch wieder zweimal in Altenberg (er schmunzelt), aber da beißen wir uns durch.
Welche Ziele setzen Sie sich für die WM?
Lochner: Unsere Ergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Podestplatz in jedem Fall möglich ist. Und dass man den Franz (Francesco Friedrich/Anm. d. Red.) vielleicht ein wenig ärgern kann. Es kommt immer das Quäntchen Glück dazu, welche Startnummer man hat, wie das Wetter ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dort Weltmeister zu werden.
Ist eine Fortsetzung über die WM 2023 ausgeschlossen?
Lochner: Ich plane für mich wirklich nur bis März 2023, dann sehen wir weiter.
Mit welchem Team werden Sie 2022/23 an den Start gehen?
Lochner: Das bleibt wie letzte Saison. Das war mir sehr wichtig. Wenn überhaupt, wollte ich nochmal mit diesem Team durchstarten, mit dem ich bei Olympia erfolgreich war. Neben Florian Bauer, Christopher Weber und Christian Rasp sind das Paul Krenz, Marc Rademacher und Erec Bruckert, der uns letzte Saison schon begleitet hat.
Wie sieht der Fahrplan bis zum Saisonstart Ende November aus?
Lochner: Neben der ganz normalen sportlichen Vorbereitung stehen für uns viele Sponsorentermine an. Das mache ich sehr gerne, denn meine Partner haben jahrelang in mich und mein Team investiert. Nachdem pandemiebedingt in den letzten beiden Jahren nicht viel ging, gebe ich das jetzt gerne in Form meiner Anwesenheit bei Firmen- und Charity-Events zurück. Alle Partner, die ich habe, sind inzwischen richtig gute Freunde, die selbst ich lange nicht gesehen habe.
Quelle: chiemgau24.de
Hans-Joachim Bittner