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Ärger über neuen Stellenabbau bei Siemens wächst

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Teilnehmer einer Demonstration von Siemens-Beschäftigten stehen auf dem Odeonsplatz in München mit einer Trillerpfeife im Mund neben einem Plakat mit der Aufschrift "Siemens - Arbeitsamt - Ausland" (Archivbild). Der Elektrokonzern streicht weitere knapp 2000 Arbeitsplätze in Deutschland. © dpa

München - Trotz Rekordergebnis im ersten Quartal will der Elektrokonzern Siemens knapp 2000 Stellen abbauen und geht damit auf Konfrontationskurs zu den Arbeitnehmervertretern.

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Mit Unverständnis reagierten Gewerkschafter und Betriebsräte am Donnerstag auf den angekündigten Abbau weiterer 2000 Arbeitsplätze bei dem Elektrokonzern. Vor allem das Rekordergebnis für Siemens im ersten Geschäftsquartal und die guten Gewinnperspektiven des Konzerns für dieses Jahr stehen für sie im krassen Widerspruch zu den bevorstehenden Einschnitten. Noch auf der Hauptversammlung am Dienstag habe Konzernchef Peter Löscher von der rosigen Zukunft und den guten Geschäftsaussichten durch den Ausbau grüner Technologien geschwärmt, kritisiert Siemens- Gesamtbetriebsratsvize Birgit Steinborn. “Für die Beschäftigten stellt sich das ganz anders dar.“

Der Stellenabbau trifft den Siemens-Industriesektor, der in den vergangenen Monaten am heftigsten unter den Folgen der Wirtschaftskrise litt. Für die Unternehmensleitung liegt die Notwendigkeit dafür auf der Hand: Massive Einbrüche in der wichtigen Abnehmerbranche Maschinenbau, ein Technologiewechsel bei bestimmten Motoren und die lahmende Investitionstätigkeit bei Großanlagen für die Industrie zwingen zu den Anpassungen, argumentiert der Konzern. Die Entscheidungen habe man sich nicht leicht gemacht, doch sei auf der Kundenseite keine rasche Erholung in Sicht, sagt der Chef des Siemens-Industriesektors, Heinrich Hiesinger.

Die Einschnitte im Industriesektor waren deshalb auch bereits befürchtet worden. In Medienberichten war in den vergangenen Tagen von bis zu 10 000 Stellen die Rede, die auf dem Spiel stehen könnten. Ganz so schlimm ist es nun zwar nicht gekommen, aber auch die jetzt genannte Zahl sei kein Pappenstiel, sagt Hagen Reimer vom Siemens- Team der IG Metall. Vor allem für die strukturschwache Region um den Standort Bad Neustadt an der Saale, der mit 840 wegfallenden Stellen am stärksten von den Plänen betroffen sein wird, seien die Einschnitte bitter.

Spontane Protestaktionen

Auch die Beschäftigten vor Ort sehen das so und zogen deshalb nach der Bekanntgabe der Pläne am Donnerstag zu einer spontanen Protestaktion vor das Werkstor. Sorgen bereitet die Entwicklung auch dem Bürgermeister von Bad Neustadt, der entsetzt auf den angekündigten Stellenabbau reagierte: “Da fehlen einem fast die Worte. Ich bin geschockt und fassungslos“, sagte Bruno Altrichter (Freie Wähler). Erst aus den Medien hätte er von den Siemens-Plänen erfahren. “Die Stadt wurde komplett im Unwissen gelassen.“ Die Stellenstreichungen in dem Elektromotorenwerk könnten von der ohnehin wirtschaftlich schwachen Region nicht aufgefangen werden. “Das reißt eine riesige Lücke - da sehe ich keine Möglichkeit die zu schließen.“

Siemens selbst hatte stets betont, dass nach dem Abbau von rund 17 000 Jobs in Vertrieb und Verwaltung keine weiteren konzernweiten Stellenstreichungen bevorstünden und lediglich “punktuelle Anpassungen“ angekündigt. Letztlich sei das aber nur eine Definitionssache, sagt Reimer. Gewerkschaft und Betriebsrat wollen die Abbaupläne jetzt genau unter die Lupe nehmen und dabei auch mit Siemens über Alternativen sprechen. So seien die Möglichkeiten, die Nachfrageschwäche durch Kurzarbeit abzufedern, in einigen Bereichen des Industriesektors noch längst nicht ausgeschöpft, sagt Gesamtbetriebsratsvize Steinborn. Stattdessen mit Stellenabbau auf die Krise zu reagieren hält sie schlicht für “fantasielos“.

dpa

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