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Enttäuschend: Das passiert mit den Kleidern, die Sie bei H&M spenden wollen

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Von: Maximilian Kettenbach

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H&M.
H&M. © AFP

An den Kassen in H&M-Filialen stehen häufig Altkleider-Kisten. So sollen Kleidungsstücke wiederverwertet, anstatt weggeschmissen werden. Die folgende Geschichte lässt daran aber zweifeln.

Zum Wohle der Umwelt stellt H&M neben seinen Kassen Kisten auf. Sie sollen seit 2013 Kunden animieren alte Kleidung hineinzuschmeißen. H&M wirbt damit, der alten Kleidung ein neues Leben zu schenken.

12.10.: Mode-Sensation: H&M arbeitet mit Moschino zusammen - so sieht die neue Kollektion aus, wie extratipp.com* berichtet. 

Die Huffington Post hat dazu nun recherchiert. Was dabei herauskam, dürfte viele Spender enttäuschen.

Laut dem Medium landet die in Deutschland gesammelte Kleidung in Wolfen in Sachsen-Anhalt beim Unternehmen „I:collect“. Dort werden die Textilien nach etwa 350 verschiedenen Kriterien sortiert. Ein Teil werde recycelt und zu neuer Kleidung verarbeitet, ein weiterer Teil als Second-Hand-Ware auf der ganzen Welt verkauft, heißt es im Bericht. Aber: „Ein anderer Teil wird zu Putzlappen oder ähnlichen Produkten verarbeitet. Der letzte Teil schließlich, der übrig bleibt, wird verbrannt“, berichtet die Huffington Post weiter. Allerdings liege dieser Anteil laut H&M bei nur einem Prozent.

Wie viel tatsächlich recycelt wird, ist unklar

Wie viel tatsächlich recycelt wird, dazu äußert sich H&M gegenüber Huffington Post vage: “Die jeweiligen Verwendungszwecke sind stets von den aktuell abgegebenen Textilien abhängig, und sind daher temporär unterschiedlich.”

Anders eine Mode-Expertin: “Ich schätze, dass unter fünf Prozent der Kleidung, die abgegeben wird, tatsächlich recycelt werden kann”, sagte Madeleine Alizadeh dem Portal. Die 28-Jährige betreibt eine nachhaltige Mode-Linie, hat einen Podcast und ist unter dem Pseudonym “dariadaria” bekannt.

Unsere Onlineredaktion bat H&M um eine Einschätzung der Zahl, erhielt jedoch bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Antwort.

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Fünf Prozent? Das klingt nach sehr wenig, hat aber einen Grund. Viele Klamotten enthalten Mischfasern. Der Ressourcenaufwand diese voneinander zu trennen, ist nach wie vor riesig.

Fazit des Berichts: H&M und andere nutzen moralisches Scheingeschäft aus

Das zweite Problem ist laut Huffington Post die Industrie selbst. „Unternehmen wie Zara, Primark oder eben H&M bringen immer billigere Ware auf den Markt, wechseln im Wochen-Rhythmus ihre Kollektionen und treiben die Verbraucher so an, immer mehr zu kaufen. Jährlich landen tausende Tonnen Klamotten im Müll“, heißt es in dem Artikel.

Expertin Alizadeh stimmt dem zu: “Günstige Kleidung, die sich an Modetrends orientiert, wird sich niemals mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz vereinbaren lassen.“ Sie hält von Klamotten-Spenden ohnehin wenig: „Jeder Mensch auf der Welt hat Kleidung, wir brauchen keine neue”, sagt sie und ergänzt: „Viele denken, dann können sie guten Gewissens neue kaufen.”

Der Bericht kommt zu dem Fazit, dass H&M und andere dieses moralische Scheingeschäft ausnutzen. Denn für einen Sack alte Kleidung, bekommt man von den Modeketten manchmal tatsächlich “Belohnungs”-Gutscheine – um sich neue zu kaufen.

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mke

*extratipp.com ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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