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„So sieht Auslöschung aus“: US-Präsident Joe Biden holt zum General-Angriff auf chinesische Chip-Industrie aus

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Von: Patricia Huber

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Halbleiter
Mit neuen Restriktionen treffen die USA die chinesische Halbleiterindustrie enorm. © Daniel Karmann/dpa

Im Kampf der Systeme holt Joe Biden zum Schlag gegen Peking aus. Der US-Präsident nimmt die Chip-Produktion in China ins Visier - mit womöglich dramatischen Folgen.

Washington/Peking – Die USA verstärken den Druck auf China. Mit neuen Sanktionen ging US-Präsident Joe Biden Anfang Oktober auf Konfrontation. Durch neue Exportkontrollen wird künftig der Verkauf von Halbleitern und Halbleiter-Bestandteilen nach China massiv eingeschränkt. Aber auch die Produktion in China wird durch die neuen Regelungen blockiert.

US-Bürger dürfen nicht mehr an chinesischen Halbleitern mitarbeiten

Hinzu kommt, dass US-Bürger bei der Produktion und Entwicklung chinesischer Halbleiter nicht mehr mitwirken dürfen. Im schlimmsten Fall droht sogar der Entzug der US-Staatsangehörigkeit, berichtet Bloomberg. Für die betroffenen Arbeiter bedeutet das, dass sie das Land baldmöglichst verlassen. Damit droht China eine Abwanderung von Fachkräften mit großem Know-how zu den entsprechenden Produktionsanlagen für Halbleiter. „Die Maschinen sind komplexer als ein Spaceshuttle und müssen kontinuierlich gewartet werden“, erklärt Jan-Hinnerk Mohr, Halbleiter-Experte bei der Beratungsfirma Boston Consulting Group gegenüber ntv.de.

Ihr Vorgehen begründet die US-Regierung unter anderem mit nationalen Sicherheitsinteressen und der Gefahr, dass fortschrittliche Chips in Ausrüstung des chinesischen Militärs oder Überwachungssysteme zum Einsatz kommen könnten. Chinesische Kritiker sehen aber eine breitere Strategie der USA dahinter, Chinas technologischen Fortschritt bremsen und die eigene Halbleiter-Industrie fördern zu wollen.

„Keine Chance zu überleben“: Chinas Halbleiterindustrie leidet

Das könnte massive Folgen für die chinesische Wirtschaft haben. Schließlich werden die Chips mittlerweile für nahezu jedes technische Produkt benötigt. Ein chinesischer Tech-Influencer beschreibt die Folgen auf Twitter mit dramatischen Worten: „So sieht Auslöschung aus: Chinas Halbleiterindustrie wurde über Nacht auf null reduziert. Vollständiger Zusammenbruch. Keine Chance, zu überleben.“

Die chinesische Regierung hat das Vorgehen der USA scharf kritisiert. „China lehnt es entschieden ab, dass die USA nationale Sicherheitskonzepte und Exportkontrollen missbrauchen, um chinesische Unternehmen zu blockieren“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Freitag vor der Presse in Peking. Willkürlich aus politischen Gründen Beschränkungen zu erlassen, untergrabe industrielle Lieferketten und schwäche die anfällige Weltwirtschaft nur weiter.

Werden Halbleiter jetzt wieder knapp?

Die Sanktionen könnten auch weltweite Auswirkungen haben. Schließlich wurde bereits während der Corona-Krise deutlich, welche dramatischen Folgen ein Engpass bei Halbleitern für verschiedene Industrien haben kann. So mussten etwa etliche Autobauer ihre Produktionen drosseln oder gar ganz einstellen.

Immerhin: Es gibt erste Hinweise auf eine leichte Entspannung. Große Halbleiter-Produzenten wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) oder Samsung aus Südkorea haben nach unbestätigten Presseberichten bereits einjährige Ausnahmeregelungen von den neuen Vorschriften erhalten. TSMC-Chef C.C. Wei hatte am Donnerstag in Taipeh bei einer Investorenkonferenz berichtet, dass er die Auswirkungen auf das Geschäft des Chipherstellers in China für begrenzt hält. Es gehe eher um hochmoderne Chips, besonders für Künstliche Intelligenz oder Supercomputer-Anwendungen. (ph/dpa)

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