Siemens stellt Ex-Vorständen Ultimatum

München - Im Streit um Schadenersatzforderungen wegen des Schmiergeld-Skandals hat Siemens der früheren Führungsspitze um Ex- Konzernchef Heinrich von Pierer ein Ultimatum gesetzt.
Bis Mitte November sollen sich sieben ehemalige Vorstandsmitglieder zum Vergleich bereiterklären, andernfalls drohen ihnen Klagen, wie das Unternehmen am Mittwoch in München nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte.
Falls es zu Klagen kommt, könnten die Ex-Manager mit ihrem gesamten Vermögen für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden, verlautete aus Branchenkreisen. Betroffen sind neben Pierer und dem ehemaligen Vorstandschef Klaus Kleinfeld auch die früheren Vorstände Johannes Feldmayer, Thomas Ganswindt, Heinz-Joachim Neubürger, Jürgen Radomski und Uriel Sharef.
Der Zeitrahmen für das Vorgehen ergebe sich aus den Fristen zur Vorbereitung der Siemens-Hauptversammlung am 26. Januar kommenden Jahres, erklärte das Unternehmen. Dabei müsse über alle erzielten Vergleichsvereinbarungen entschieden werden. Im größten Korruptionsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte sollen rund 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen und zur Erlangung von Aufträgen im Ausland verwendet worden sein.
Seinem früheren Management hatte das Unternehmen deshalb eine Verletzung der Organisations- und Aufsichtspflichten vorgeworfen und Schadenersatz verlangt. Siemens fordert von Pierer sechs Millionen Euro und damit die höchste Schadenersatzsumme. Die Gespräche gestalten sich dem Vernehmen nach schwierig. Sollte es zu den Klagen kommen, könnte Pierer allerdings mit weit höheren Forderungen konfrontiert werden: Nach einem Bericht der “Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch) will der Konzern bei ihm den gesamten Schaden aus dem Skandal in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro gerichtlich geltend machen, falls er in den kommenden Wochen die bisher von ihm geforderte Summe nicht zahlt. Eine mögliche Klage werde sich dabei an den persönlichen Vermögensverhältnissen ausrichten, hieß es am Mittwoch in Branchenkreisen.
Laut “SZ“ werden Pierers Vermögen und seine Pensionsansprüche auf insgesamt deutlich mehr als zehn Millionen Euro geschätzt. Pierer hatte bisher jede Verwicklung in die Korruptionsaffäre von sich gewiesen. Mit drei anderen Ex-Vorständen dagegen hatte sich das Unternehmen bereits Ende August geeinigt: Edward Krubasik, Rudi Lamprecht und Klaus Wucherer erklärten sich bereit, insgesamt 1,5 Millionen Euro zu zahlen. Diese Einigung segnete der Aufsichtsrat bei seiner Sitzung am Mittwoch ab.
Das Kontrollgremium billigte auch die mit den Versicherungen erzielte Einigung über Zahlungen für Schäden durch den Schmiergeld- Skandal. Ein Konsortium unter Führung der Allianz ist bereit, bis zu 100 Millionen Euro zu zahlen. Die Aufarbeitung des Schmiergeld- Skandals hat den Konzern bisher schon rund 2,5 Milliarden Euro gekostet. Die Leistungen werden über die sogenannte Directors- and- Officers-Versicherung aufgebracht, die bei finanziellen Folgen von Management-Fehlern einspringt.
dpa