Sorge um die Energiepreise betrifft dies vor allem die rund 1200 in Russland und rund 500 in der Ukraine aktiven bayerischen Unternehmen“, so Dr. Manfred Gößl; Hauptgeschäftsführer der IHK München/Oberbayern. Das Verständnis in Deutschland und auch der Region für die Maßnahmen der Bundesregierung sei unverändert sehr hoch. Dennoch müsse die „Versorgungssicherheit mit Energie sowie die Senkung der Energiepreise die absolute Priorität haben - hier liegt das mit Abstand größte Risiko für
die bayerische Wirtschaft.“
Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschuss Rosenheim, sieht selbst in seinem eigenen Betrieb für Bürobedarf erste Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. „Unsere Beschaffungsquellen haben uns mitgeteilt, dass rund 2000 Artikel in absehbarer Zeit nicht mehr lieferbar sein werden“, so Bensegger im Gespräch. Auswirken werde sich dieser Umstand wohl am ehesten über den Preis; Alternativprodukte zu den Erzeugnissen aus Russland und der Ukraine seien vorhanden, aber eben teurer.
Eine ähnliche Aussage tätigt auch Josef Heiß, Geschäftsführer der BTK Befrachtungs- und Transportkontor GmbH aus Rosenheim: „Wir selbst sind momentan mit Ausnahme der deutlich steigenden Treibstoffkosten nicht betroffen.“ Den Blick in die unmittelbare Zukunft richtet der Transportunternehmer dennoch mit großer Sorge. „Osteuropäische Transportflotten wickeln einen großen Teil der deutschen und internationalen Transporte ab. Vor allem bei polnischen und litauischen Unternehmen sind viele Fahrer aus der Ukraine beschäftigt. Schätzungen zufolge geht es hier um rund 100.000 Fahrer, die vermutlich kurzfristig in die Ukraine zurückkehren, da sie zum Militär eingezogen wurden oder ihre Familien unterstützen wollen“, so Josef Heiß. Zu befürchten seien somit deutliche Lieferengpässe in allen Bereichen; von Produzenten bis hin zum Endverbraucher.
Mit ganz anderen Herausforderungen hat das Rosenheimer Unternehmen Krones derzeit zu kämpfen: „Anders als in der Automobilindustrie hat dieser Krieg derzeit noch keinen Einfluss auf die Produktion von Krones, da wir völlig andere Fertigungsprozesse und Durchlaufzeiten haben. Ich betone aber ausdrücklich derzeit. Denn insgesamt ist Krones sehr in Sorge, was die Situation in der Ukraine anbelangt“, berichtet Pressesprecherin Ingrid Reuschl.
Aber: Bis vor Kurzem betrieb das Unternehmen mit Hauptsitz in Neutraubling noch eine Baustelle in der Westukraine. Alle zehn Monteure seinen kurz nach Beginn des Krieges erfolgreich in Sicherheit gebracht worden. Und auch in Kiew selbst ist Krones mit einer Niederlassung und rund 20 Beschäftigten vertreten. „Unser Sicherheitsmanagement und internationaler Krisenstab unternehmen weiterhin alles menschenmögliche, um unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine zu unterstützen. Es wird versucht, allen, die mit ihren Familien ausreisen wollen, bei ihrem Vorhaben zu helfen“, heißt es seitens der Unternehmenskommunikation.
Russland ist auch für die Firma Fliegl Agrartechnik in Mühldorf ein wichtiger Absatzmarkt. Inwieweit sich der Krieg in der Ukraine auf den Absatzmarkt auswirken könnte, vermag man aktuell noch nicht zu sagen. „Wir werden jetzt erst einmal abwarten“, heißt es seitens des Geschäftsführers Josef Fliegl. Genaue Zahlen der Agrarprodukte, die nach Russland gehen, nannte die Firma nicht. Nur so viel: 65 Prozent aller Produkte sind Exportgüter. Nach Russland werden in erster Linie Erntemaschinen, konkret Überlade- und Abschiebewagen, exportiert.
Der Vorstand der Rosenheimer Volksbank Raiffeisenbank eG, Mirko Gruber, verzeichnet noch vergleichsweise geringe Auswirkungen: „Es gibt bislang bei uns einen Kunden, welcher Ware nach Russland bereits geschickt hat und jetzt wohl die Bezahlung nicht erhält.“ Überweisungen von Kunden nach Russland seien aufgrund der greifenden Sanktionen generell deutlich eingeschränkt worden. Und dennoch ist sich der Finanz-Fachmann sicher: „Die Krise wird die Inflation weiter ansteigen lassen - zwischenzeitlich herrscht die Meinung, dass die Inflation wohl gekommen ist um zu bleiben.“
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