Mittelständler scheuen Schritt ins Ausland

Frankfurt/Main - Das Geschäft außerhalb Europas wird für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger - erst Recht in Krisenzeiten. Doch mancher Mittelständler scheut den Schritt ins fernere Ausland.
Viele deutsche Mittelständler tun sich trotz großer Verunsicherung infolge der Euroschuldenkrise schwer mit dem Schritt in Märkte außerhalb Europas. Die Unternehmen seien „deutlich gehemmter unterwegs“, sagte Commerzbank-Vorstand Markus Beumer am Donnerstag in Frankfurt bei der Vorstellung der neuesten Mittelstandsstudie seines Hauses.
Mehr politische Unterstützung nötig
Demnach schrumpfte der Anteil der Mittelständler, die eine Expansion ins Ausland planen, auf 9 Prozent. Bei der ähnlich gelagerten Umfrage im Jahr 2007 - also vor Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise - waren es noch 23 Prozent. Ein Grund für das Zögern sind flaue Aussichten für die Weltwirtschaft. Für die aktuelle Erhebung befragte TNS Infratest von Ende Oktober bis Ende Dezember 2012 insgesamt 4000 Unternehmen mit mindestens 2,5 Millionen Euro Jahresumsatz.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, mahnte politische Unterstützung an, schließlich sei Wachstum in den nächsten Jahren vor allem außerhalb Europas zu erwarten: „Der Mittelstand in Deutschland ist gut aufgestellt für den Wandel, der Mittelstand braucht jedoch verlässliche Partner in der Politik und in der Finanzwirtschaft.“ Der BDI-Präsident warb: „"German Mittelstand" ist im Ausland eine echte Marke unseres Industriestandortes.“
"Die Eurokrise ist noch nicht ausgestanden“
Die Hälfte der 4000 befragten Mittelständler rechnet in den nächsten drei bis fünf Jahren mit der Pleite einzelner Eurostaaten. Immerhin 18 Prozent hält ein Auseinanderbrechen der Währungsunion für möglich. Die Aussichten für die Konjunktur im Euroraum in diesem Zeitraum schätzen die Inhaber und Geschäftsführer der Unternehmen mit großer Mehrheit trüb ein (81 Prozent), sie erwarten zudem Absatzprobleme (64 Prozent) und wachsende Finanzierungsschwierigkeiten (68 Prozent).
„Das sollte uns zu denken geben, die Eurokrise ist noch nicht ausgestanden“, kommentierte Grillo die Skepsis vieler Unternehmer. „Wir haben ein gewisses Vertrauen wiedererlangt, aber dieses Vertrauen kann auch wieder verspielt werden.“ Grillo betonte, was die Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft angehe, sei der BDI für 2013 „durchaus optimistisch“: Der Industrieverband rechnet mit 0,8 Prozent Wachstum.
dpa